Anfang September 2016 hatten wir die Leitlinie der US-Fachgesellschatft ASCO (American Society of Clinical Oncology) über die aktive Überwachung bei lokalisiertem Low-Risk-Prostatakrebs veröffentlicht (2). Inzwischen ist eine neue Studie genau zu diesem Thema in "NEJM" publiziert worden, in der 1643 Patienten mit lokalisiertem Prostatakrebs für aktive Beobachtung, radikale Prostatektomie und eine Bestrahlung randomisiert wurden (1).
Bei der aktiven Beobachtung wird der Patient aktiv überwacht und eine Therapie wird zunächst aufgeschoben. Wenn der Tumor im Verlauf fortschreitet, kann der Patient immer noch kurativ behandelt werden. Bei der passiven Beobachtung werden beim Tumorfortschritt lediglich palliative Massnahmen ergriffen.
In der aktuellen NEJM-Studie haben die Autoren bei Patienten mit lokalisiertem Prostatakrebs aktive Beobachtung, radikale Prostatektomie und eine Bestrahlung miteinander verglichen. In die Studie waren zwischen 1999 und 2009 insgesamt 1643 Patienten, die für aktive Beobachtung (545), radikale Prostatektomie (553) und eine Bestrahlung (545) randomisiert wurden, involviert. Die Beobachtungszeit betrug 10 Jahre.
Die Ergebnisse zeigten, dass Prostatakrebs-spezifische Mortalität insgesamt unabhängig von der Therapie-Methode niedrig war.
Es traten keine Mortalitäts-Unterschiede zwischen den 3 Vorgehensweisen.
Von den 17 verstorbenen Patienten waren 8 aus der Gruppe der aktiven Überwachung, 5 der OP-Gruppe und 4 der Radiotherapie-Gruppe.
Operation und Radiotherapie waren mit einer niedrigeren Kranheitsprogression und Metastasenbildung als aktive Überwachung verknüpft.
Medknowledge-Anmerkung: Die aktive Überwachung ist bei Patienten mit lokalisiertem Prostatakrebs eine Therapie-Option, die bei Low-Risk-Patienten (Gleason score, ? 6) durchaus reichen würde. Im Vergleich zu aktiven Therapie-Methoden gab es keine Mortalitäts-Unterschiede. Geringere Kranheitsprogression in den beiden OP- und Radiotherapie-Gruppe hatten keinen Einfluss auf die Sterblichkeit gehabt.
44% der Patienten, die in der Studie für aktive Überwachung randomisiert wurden, erhielten in der 10-Jährigen Beobachtungszeit keine radikale Therapie und vermieden somit deren Nebenwirkungen.
2-Siehe auch: US-Leitlinie: Aktive Überwachung bei lokalisiertem Low-Risk-Prostatakrebs, 2016