Frei# Bessert eine Physiotherapie den Schmerz und die Beweglichkeit bei Patienten mit Hüftarthrose? Dieser Frage ging eine randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie mit 102 Patienten mit Hüftarthrose nach.
Die Schmerzen in der Hüfte wurden auf einer visuellen Analogskala (Bereich 0-100 mm) mit 40 mm angegeben (100 steht für den schlimmsten vorstellbaren Schmerz). Die Hüftarthrose war röntgenologisch bestätigt worden. Es gab eine Gruppe mit einer aktiven Behandlung (49 Patienten) und eine Scheinbehandlungsgruppe (53 Patienten). Die Patienten wurden 12 Wochen lang behandelt und 24 Wochen lang nachbeobachtet (Mai 2010 bis Februar 2013).
Die Teilnehmer erhielten über 12 Wochen 10 Behandlungssitzungen. Die aktive Behandlung schloss eine manuelle Therapie zusammen mit Schulung, Beratung und Übungen für zuhause und den eventuell benötigten Einsatz von Gehhilfen ein. Die Scheinbehandlung schloss einen Ultraschall, und ein Placebo-Gel ein. In der Nachbeobachtungszeit führte die aktive Gruppe die Übungen für zuhause weiter durch und die Placebo-Behandlungsgruppe trug dreimal wöchentlich das Gel auf.
Nach 13 und 36 Wochen wurde die Verbesserung von Schmerz und Beweglichkeit untersucht. Die Schmerzverbesserung wurde durch die Angaben auf der visuellen Analogskala vor und nach der Behandlung evaluiert. Die Beweglichkeitsverbesserung wurde mit Hilfe des Western Ontario und McMaster Universities Osteoarthritis Index beurteilt (0- keine Schwierigkeiten bis 68- extreme Schwierigkeiten). Die sekundären Endpunkte waren Bewegungseinschränkungen, allgemeine Veränderungen, der psychologische Status und die Lebensqualität nach 13 Wochen und nach 36 Wochen.
Nach 13 Wochen konnten die Daten von 96 Patienten (94%) und nach 36 Wochen von 83 Patienten (81%) ausgewertet werden. Es gab nur kleine Unterschiede bei den Endergebnissen zwischen den beiden Gruppen. Die durchschnittlich Angabe der Schmerzen auf der visuellen Analogskala in der aktiven Gruppe lag zu Studienbeginn bei 58,8 mm (Standardabweichung 13,3) und nach 13 Wochen bei 40,1 mm (24,6); in der Scheinbehandlungsgruppe war der Wert zu Studienbeginn 58,0 mm (11,6) und nach 13 Wochen 35,2 mm (21,4). Die Ergebnisse deuten eher eine Verbesserung durch die Scheinbehandlung an (mittlere Differenz 6,9mm). Bezogen auf die Beweglichkeit waren die Ergebnisse ähnlich: Der mittlere Wert der Beweglichkeit zu Studienbeginn in der aktiven Gruppe lag bei 32,3 (9,2) und nach 13 Wochen bei 27,5 (12,9) Einheiten. Der Wert in der Scheinbehandlungsgruppe lag zu Studienbeginn bei 32,4 (8,4) Einheiten und nach 13 Wochen bei 26,4 (11,3) Einheiten. Das deutet auch eine Verbesserung durch die Scheinbehandlung an (mittlere Differenz von 1,4 Einheiten nach 13 Wochen).
Die Ergebnisse bei den sekundären Endpunkten unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht (abgesehen von der größeren Verbesserung nach 13 Wochen in dem Gleichgewichts-Step-Test in der aktiven Gruppe). Die Patienten in der aktiven Gruppe berichteten von häufigeren unerwünschten Nebenwirkungen als die Patienten in der Scheinbehandlungsgruppe (26 Ereignisse bei 19 von 46 Patienten (41%) in der aktiven Gruppe versus neun Ereignisse bei sieben von 49 Patienten (14%) in der Scheinbehandlungsgruppe (p=0,003).
FAZIT: Bei Erwachsenen mit schmerzhafter Hüftarthrose bessert eine Physiotherapie verglichen mit einer Placebo-Behandlung den Schmerz oder die Beweglichkeit nicht. Die Ergebnisse der Studie stellen den Nutzen der Physiotherapie bei diesen Patienten in Frage.
Anmerkung: Ob die Physiotherapie zu einem frühen Stadium der Hüftarthrose wirksamer wäre? Unabängig davon ist Gewichtsabnahme in Verbindung mit körperlichen Übungen (z.B. Schwimmen, Radfahren) bei Hüftarthrose-Beschwerden hilfreich.