Bestimmte Krankheiten können das Thrombose-Risiko erhöhen, wie zum Beispiel Krebskrankheit. Eine aktuelle große prospektive Kohortenstudie (1) in der Fachzeitschrift "BMJ" untersuchte, ob eine Sepsis als systemische Entzündungsreaktion vor einer Operation ebenfalls das Risiko erhöht, postoperativ eine arterielle oder venöse Thrombose zu erleiden.
Bei einer Sepsis (Blutvergiftung) muss zum einen der Verdacht auf einen Erreger, bzw. der Erregernachweis vorliegen. Zum anderen müssen mindestens 2 SIRS-Kriterien (Systemic inflammatory response syndrome) erfüllt sein. Zu diesen Kriterien zählen Herzfrequenz über 90/min, Körpertemperatur über 38°C oder unter 36°C , Atemfrequenz über 20/min und Leukozytose >12000 g/dl. Für die Analyse wurde die National Surgical Quality Improvement Program Datenbank des American College of Surgeons (ACS-NSQIP) genutzt.
Von 2005 bis 2012 wurden in 374 verschiedenen Krankenhäusern in den USA sowohl stationäre, als auch ambulante Versorgungen in Betracht gezogen. 2 305 380 Erwachsene, die sich einer chirurgischen Maßnahme unterzogen hatten, wurden eingeschlossen.
Untersucht wurden das Auftreten arterieller Thrombosen, z.B. in Form von Herzinfarkt oder Schlaganfall, sowie venöser Thrombosen, z.B. als tiefe Venenthrombose oder Lungenarterienembolie 30 Tage nach dem chirurgischen Eingriff. Unter allen chirurgischen Eingriffen, hatten Patienten, die präoperativ, also vor der Operation, an einem SIRS oder an einer Sepsis litten, eine 3 mal höhere Wahrscheinlichkeit, eine arterielle oder venöse Thrombose zu bekommen. Die angepassten Odds Ratios waren 2.7 für arterielle Thrombosen und 3.3 für venöse Thrombosen. Bei Patienten mit SIRS betrugen die angepassten Odds Ratios für Thrombosen 2.5, bei Patienten mit Sepsis 3.3 und 5.7 bei Patienten mit schwerer Sepsis verglichen mit Patienten ohne systemische Entzündungszeichen. Sowohl bei Notfall-, als auch elektiven (geplanten) chirurgischen Eingriffen, hatten Patienten mit präoperativer Sepsis eine zweifach erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Thrombose.
Fazit: Zusammenfassend kann man sagen, dass eine präoperative Sepsis einen wichtigen, unabhängigen Risikofaktor für arterielle und venöse Thrombosen darstellt. Das Risiko einer Thrombose steigt mit der Schwere der systemischen Entzündungsreaktion und ist sowohl bei Notfall-, als auch bei elektiven chirurgischen Eingriffen höher.
Die erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Thrombose, sollte bei Patienten mit Sepsis, die sich einem chirurgischen Eingriff unterziehen, unbedingt bedacht werden.
Anmerkung: Welche Schlussfolgerungen können aus diesen Ergebnissen gezogen werden:
-Bei Sepsis-Patienten elektive Eingriffe nach Möglichkeit verschieben.
-Postoperativ ist eine Thromboseprophylaxe notwendig, und der Patient sollte auch im Hinblick auf Thrombosen beobachtet werden.