Unkomplizierte Haut- und Weichteilabszesse: Clindamycin, Cotrimoxazol oder Placebo? 2016

Kleine, unkomplizierte Hausabszesse sind in der Ambulanz sehr häufig. Die optimale Behandlungsstrategie ist aber angesichts des auch in der Normalbevölkerung weit verbreiteten Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) unklar.

Eine aktuelle prospektive, placebokontrollierte Multicenter-Doppelblindstudie (1) betrachtete deshalb ambulant behandelte Erwachsene und Kinder mit unkomplizierten Hautabszessen mit einem Durchmesser ? 5 cm (im Alter von 6-11 Monaten ? 3 cm und im Alter von 1-8 Jahren ? 4 cm). Nach Inzisions-und Drainage-Behandlung (I&D) wurden die Patienten randomisiert in 1:1:1 Ratio für 10 Tage lang mit Clindamycin, Trimethoprim-Sulfamethoxazol (TMP-SMX) (Zusatz: = Cotrimoxazol) oder Placebo behandelt.

Insgesamt wurden 786 Patienten in die Studie einbezogen, davon 505 (64,2%) Erwachsene und 281 (35,8%) Kinder; 448 (57,0%) der Patienten waren männlich. S. aureus wurde bei 527 Patienten (67,0%) isoliert; MRSA wurde bei 388 (49,4%) Patienten isoliert. An Tag 10 nach der Behandlung wurde der Heilungserfolg kontrolliert (TOC, test of cure). Laut Intention-to-treat-Analyse war die durchschnittliche Heilungsrate der zwei Gruppen vergleichbar (p = 0,73): bei den Patienten mit Clindamycin (221/266) 83,1% und den Patienten mit TMP-SMX (215/263) 81,7%. Außerdem war sie jeweils größer als in der Placebo-Gruppe (177/257, 68,9%) (p = 0,0001 bzw. p = 0,0008). Vergleichbare Ergebnisse ergaben sich bei Analyse der tatsächlich auswertbaren Teilnehmer. Unter den Clindamycin-behandelten Patienten mit S. aureus Infektionen zeigten 7 von 13 Patienten mit Clindamycin-resistenten Isolaten eine Heilung (53,8%), im Vergleich zu 145 von 170 Patienten (85,3%) mit Clindamycin-sensiblen Isolaten. In der Clindamycin-Gruppe fanden sich mehr Fälle von Nebenwirkungen (58/265, 21,9%) als in der TMP-SMX-Gruppe (29/261, 11,1%) und der Placebo-Gruppe (32/255, 12,5%); alle blieben aber ohne Folgeschäden. Es trat keine Clostridium difficile assoziierte Diarrhoe auf. Bei den initial geheilten Fällen, fanden sich in der Follow-up-Untersuchung nach einem Monat unter den Patienten mit Clindamycin weniger neue Hautinfektionen als bei den mit TMP-SMX oder Placebo behandelten Fällen.

FAZIT:?Eine Clindamyin- oder TMP-SMX-Behandlung zusätzlich zur Behandlung durch Inzision und Drainage (I&B) verbesserte den Outcome von Patienten mit kleinen Abszessen im Vergleich zu Patienten nur mit I&B-Behandlung. Dies war sowohl bei Erwachsenen wie auch bei Kindern der Fall.

Die Antibiotikabehandlung war erfolgreicher als Placebo; zwischen den eingesetzten Antibiotika bestand dabei kein Unterschied. Patienten mit Clindamycin-resistenten S. aureus Isolaten zeigten eine niedrigere Heilungsrate. Unter den Patienten, die 10 Tage nach der Behandlung als geheilt galten, fanden sich bei der Follow-up-Untersuchung nach einem Monat weniger Neuinfektionen.

1-Robert S. Daum et al: Clindamycin Versus Trimethoprim-Sulfamethoxazole Versus Placebo for Uncomplicated Skin and Soft Tissue Abscesses. Open Forum Infect Dis (Fall 2016) 3 (suppl 1)

2-Siehe auch : Clindamycin versus Trimethoprim–Sulfamethoxazole for Uncomplicated Skin Infections

 

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