Strahlentherapie bei Brustkrebs: Langzeit-Nebenwirkungen auf Herz und Lunge, 2017
Aktuelle Studie in "Journal of Clinical Oncology":
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frauen. Jede 8. Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens daran. Die Strahlentherapie stellt zusammen mit der operativen sowie Chemo- und Hormontherapie die wichtigste Behandlungsmodalität in der Therapie des Mammakarzinoms da. Sie reduziert bei geeigneten Patientinnen das absolute Risiko der Brustkrebsmortalität um einige Prozentpunkte. Jedoch können Jahrzehnte später durch die Strahlung ein Zweittumor oder Herzerkrankungen hervorgerufen werden. Diese Studie untersuchte das absolute Langzeitrisiko der modernen Brustkrebsradiotherapie.
Hierfür wurden mittels systematischem Literaturreview Daten, der in der Brustkrebsradiotherapie angewandten Strahlendosen auf Herz und Lunge zwischen 2010 und 2015 analysiert. Zudem erfolgten Metaanalysen von individuellen Patientendaten. 40.781 Frauen mit Brustkrebs wurden randomisiert in zwei Gruppen. Eine Gruppe erhielt eine Radiotherapie, die andere Gruppe erhielt keine Bestrahlung. In 75 Studien wurde das relative Risiko für das Auftreten eines Zweittumor bestimmt. Zudem erfolgte die Analyse der Mortalität und des zusätzlichen relativen Risikos pro Gray bezüglich des Auftretens von Lungenkrebs und Herzerkrankungen. Der Raucherstatus konnte nicht erhoben werden. Desweiteren wurden die zusätzlichen relativen Risiken für Lungen- oder Herzerkrankungen pro Gray in den Studien sowie in der Literatur zwischen 2010 und 2015 zusammengefasst und auf die aktuellen populationsbasierten Daten der Mortalitätsraten von Rauchern und Nichtrauchern mit Lungenkrebs und Herzerkrankungen übertragen.
Die durchschnittliche Dosis von 647 zwischen 2010 und 2015 veröffentlichten Studien lag bei 5.7 Gray für die gesamte Lunge und 4.4 Gray für das gesamte Herz. Das mittlere Jahr der Bestrahlungen war 2010 (2008-2011). Die Metaanalysen ergaben einen Zeitraum von ?10 Jahren nach Bestrahlung für das Auftreten von Lungenkrebs. Das relative Risiko betrug 2.10 bei 134 Krebsfällen. Das zusätzliche relative Risiko 0.11 pro Gray für die gesamte Lungendosis. Bezüglich der kardialen Mortalität betrug das relative Risiko 1.30 bei 1253 herzbedingten Todesfällen. Detaillierte Analysen zeigten ein zusätzliches relatives Risiko von 0.04 pro Gray bezüglich der gesamten Herzstrahlendosis. Das geschätzte absolute Risiko für die moderne Radiotherapie beträgt bezüglich des Auftretens von Lungenkrebs 4% für Langzeitraucher und 0.3% für Nichtraucher. Bezüglich der kardialen Mortalität beträgt das absolute Risiko beinahe 1% für Raucher und 0.3% für Nichtraucher.
Fazit: Für Langzeitraucher überwiegen die absoluten Risiken gegenüber den Nutzen der modernen Radiotherapie. Jedoch bringt die therapeutische Bestrahlung bei den meisten Nichtrauchern und Ex-Rauchern mehr Nutzen als Risiko. Demzufolge kann durch Rauchen der Effekt der Radiotherapie auf die Sterblichkeit verändert werden. Durch das Beenden des Rauchens reduzieren sich die Risiken der Bestrahlung.