Statinunverträglichkeit nach dem Herzinfarkt: Wie gefährlich ist es? 2017
Studie in "Journal of the American College of Cardiology" (1): Viele Patienten vertragen wegen der häufig auftretenden Nebenwirkungen die Behandlung mit Statinen nicht. Diese Patienten haben ein erhöhtes Risiko für koronare Herzkrankheit (KHK) und Mortalität.
Eine aktuelle Studie untersuchte das Risiko für rezidivierenden Myokardinfarkt (MI), KHK-Ereignisse und Mortalität jeglicher Ursache bei Medicare-versicherten Patienten mit Statinunverträglichkeit, im Vergleich zu Patienten mit rigoroser Einhaltung der Statinbehandlung.
Die Autoren untersuchten die Daten von 105,329 Medicare-Versicherten, die zwischen 2007 und 2013 nach MI-bedingtem Krankenhausaufenthalt eine moderat bis hoch-dosierte Statinbehandlung begannen. Als Statinunverträglichkeit definierten die Autoren folgende Situationen: die Runterdosierung des Statins unter gleichzeitiger Einführung von Ezetimib-Behandlung (Medknowledge Anmerkung: Ezetimib hemmt die Cholesterinresorption im Darm und stellt somit eine Alternative der lipidsenkenden Behandlung dar); Umstellung von Statinen zu Ezetimib-Monotherapie; das Auftreten von Rhabdomyolyse oder anderen mit der lipidsenkenden Behandlung assoziierten Nebenwirkungen (laut neunter Auflage der internationalen Klassifikation für Erkrankungen, ICD 9), gefolgt von Runterdosierung oder Absetzen des Statins; oder die mindestens dreifache Umstellung des Statins innerhalb des ersten Jahres nach Behandlungsbeginn.
Die rigorose Einhaltung der Statinbehandlung wurde als Abdeckung von mindestens 80% der Tage im ersten Jahr nach Krankenhausentlassung definiert.
Die Autoren notierten das Auftreten von rezidivierendem MI, KHK-Ereignissen (rezidivierender MI oder koronare Revaskularisierung) und Mortalität, innerhalb des ersten Jahres nach Krankenhausentlassung (im Zeitraum bis Dezember 2014).
Insgesamt 1,741 Patienten (1,65%) hatten Statinunverträglichkeit, und 55,567 Patienten (52,8%) konnten die Statinbehandlung rigoros einhalten. Über einen mittleren Zeitraum von 1.9 bis 2.3 Jahren, traten 4,450 rezidivierende MI, 6,250 KHK-Ereignisse und 14,311 Sterbefälle auf. Im Vergleich zur rigorosen Statineinnahme hatten Patienten mit Statinunverträglichkeit ein 36% höheres Risiko eines rezidivierenden MIs (41.1 vs. 30.1 pro 1000 Personenjahre), ein 43% höheres Risiko für KHK-Ereignisse (62.5 vs. 43.8 pro 1000 Personenjahre), und ein 15% niedrigeres Risiko für Mortalität jeglicher Ursache (79.9 vs. 94.2 pro 1000 Personenjahre).
Auch in der multivariaten Analyse wurden diese Ergebnisse untermauert: Im Vergleich zu Patienten mit rigoroser Statineinnahme ergab sich bei Statin-unverträglichen Patienten ein Hazard Ratio von 1.50 für rezidivierenden MI, 1.51 für KHK-Ereignisse, und 0.96 für die Gesamtmortalität.
Fazit: Die Autoren schlussfolgern, dass die Statinunverträglichkeit im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für rezidivierenden Myokardinfarkt und Herzkreislauf-Komplikationen steht, die Gesamtmortalität jedoch nicht beeinflusst.
Anmerkung: Hochrisiko-Patienten mit Statinunverträglichkeit haben ein fast doppelt zu hohes Rezidiv-Risiko für Herzinfarkt und weitere koronare Ereignisse. Die Konsequenzen einer Nicht-Statintherapie sollte mit den Patienten kommuniziert werden.