SSPoCS-Studie: Evidenzbasierter Behandlungsalgorithmus bei malignen kolorektalen Polypen - Resektion oder endoskopische Überwachung, 2016
Immer wieder erweisen sich in der Polypektomie komplett entfernte Polypen in der Histologie als maligne. Diese malignen kolorektalen Polypen stellen Mediziner vor ein Behandlungsdilemma. Die wietere Entscheidung über eine segmentale Resektion oder endoskopische Überwachung wird dabei oftmals ohne Referenzen auf qualitative hochwertige Studienergebnisse getroffen. Die vorliegende SSPoCS-Studie (Scottish Screen-detected Polyp Cancer Study) beschreibt einen Behandlungsalgorithmus für Patienten, bei denen die im Screening entfernten Polypen als maligne identifiziert worden waren.
Die nationale Kohortenstudie bezog alle Patienten des Scottish Bowel Screening Programme aus den Jahren 2000 bis 2012 ein, bei denen sich kolorektale Polypen in der Histologie als maligne erwiesen hatten. Mittels multivariater Regressionsanalyse wurde der Einfluss klinischer, endoskopischer und pathologischer Variablen auf die Komplikationsrate untersucht, nämlich Tumorresterkrankung bei Patienten nach segmentaler Resektion, Tod im Zusammenhang mit Tumorgeschehen oder Rezidiv. Anhand dieser Daten wurde ein klinisch relevanter Behandlungsalgorithmus erstellt.
In die Studie wurden 485 Patienten mit malignen kolorektalen Polypen aufgenommen. Bei 186/485 (38%) Patienten war eine segmentale Resektion durchgeführt und bei 41/186 (22%) dieser Patienten eine Tumorresterkrankung festgestellt worden. Die unvollständige Exzision der ursprünglichen Polypen war als einziger untersuchter Faktor mit einem erhöhten Risiko für eine Tumorresterkrankung in der Darmwand assoziiert (OR 5,61; p=0,001). Mit einem erhöhten Risiko für Lymphknotenmetastasen war nur die lymphovaskuläre Invasion assoziiert (OR 5,95, p=0,002). Bei gemeinsamer Auswertung der Patienten mit segmentaler Resektion oder mit endoskopischer Überwachung fand sich ein signifikant höheres Risiko für Komplikationen bei unvollständiger Exzision (OR 10.23, p<0.001) oder lymphovaskulärer Invasion (OR 2,65, p=0,023).
FAZIT: Für die Mehrzahl der Patienten mit malignen kolorektalen Polypen als Screeningbefund ist eine reine endoskopische Überwachung angemessen. Eine segmentale Resektion sollte nur bei Patienten mit bisher unvollständiger Exzision oder lymphovaskulärer Invasion in Betracht gezogen werden.