Spontane intrazerebrale Blutungen: Früh-Operation vs. konservative Behandlung, 07/2013

Das Risiko und Nutzen von Früh-neurochirurgischen Eingriffen bei wachen Patienten, die 10-100ml oberflächliche lobäre intrazerebrale Blutungen aufweisen, und keine intraventrikuläre Hirnblutung in den letzten 48 St. nach Aufnahme entwickeln, ist noch unklar. Die Ergebnisse der früheren STICH-Studie (Surgery Trial in Intracerebral Hemorrhage (STICH) hatte daraufhin gedeutet, dass Patienten mit oberflächlichen intrazerebralen Hirnblutungen von einem frühen operativen Eingriff protifieren könnten. Eine aktuelle STICH- Studie (1) in der Fachzeitschrift Lancet ging dieser Frage erneut nach.

In der STICH-II-Studie wurden 601 Patienten, die in den ersten 1cm der Kortex-Oberfläche Hirnblutung (10 bis 100ml) hatten, für Früh-OP oder für initial konservative Therapie randomisiert. Patienten in der konservativen Gruppe hatten bei klinischer Verschlechterung ebenfalls die OP-Option. Kranke, die an das Ventrikelsystem heranreichende Blutungen hatten, wurden von der Studie ausgeschlossen. Das primäre Outcome bildete eine Prognose-basierte erweiterte 8-Punkte-Glasgow-Outcome-Scale (GOSE), die nach 6 Monaten errechnet wurde.

In der OP-Gruppe wurden > 90% der Patienten bereits in den ersten 12 Stunden operiert. 21% der Patienten in der Nicht-OP-Gruppe wurden im Verlauf wegen klinischer Verschlechterung einer OP unterzogen. 59% der Patienten in der Früh-OP-Gruppe und 62% in der initialen Konservative-Therapie-Gruppe hatten einen ungünstigen Verlauf. Somit war der Unterschied zwischen beiden Gruppen statistisch nicht-signifikant.

Fazit: Die Autoren ziehen die Schlussfolgerung, dass neurochirurgische Früh-OP die Rate für Mortalität oder schwere neurologische Funktionsstörungen nach 6 Monaten nicht erhöht. Des Weiteren würde die Früh-OP den Patienten mit spontanen oberflächlichen intrazerebralen Blutungen einen kleinen Überlebensvorteil bieten.

Medknowledge-Anmerkung: die Studien-Ergebnisse könnten auch dahingehend interpretiert werden, dass die nicht-komatösen Patienten mit oberflächlichen Hirnblutungen nicht sofort operiert werden müssen, dass das Outcome in der konservativen Gruppe nicht signifikant schlechter war. Die Herausforderung wird es sein, Kriterien zu entwickeln, mit dessen Hilfe die Ärzte die Patienten, die von einer Früh-OP am ehesten profitieren würden, selektieren könnten.

1-Mendelow AD et al. Early surgery versus initial conservative treatment in patients with spontaneous supratentorial lobar intracerebral haematomas (STICH II): A randomised trial. Lancet 2013 May 29