Rektumkarzinom nach Kolektomie bei Colitis ulcerosa - Nationale Kohorte Schweden, 2017

Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) haben ein erhöhtes Risiko für Rektalkarzinom. Deshalb wird nach subtotaler Kolektomie in der Regel die ileoanale Pouchanlage (IPAA, ileal pouch anal anastomosis) der Ileorektal-Anastomose (IRA) vorgezogen. Ebenso wird Patienten mit endständigem Ileostoma und ausgeschaltetem Rektum (Hartmannstumpf) die komplettierende Proktektomie empfohlen, auch wenn dies immer wieder in Frage gestellt wird, weil eine antiinflammatorische Behandlung das Krebsrisiko senken könnte. Deshalb betrachtet die vorliegende Nationalkohortenstudie aus Schweden das Risiko für Rektalkarzinom bei CU-Patienten mit Rekonstruktion mittels IRA, IPAA oder Hartmannstumpf nach subtotaler Kolektomie.

Hierzu wurden Daten von 5886 CU-Patienten des Swedish National Patient Register aus den Jahren 1964 bis 2010 zusammengestellt. Bei den Patienten war eine subtotale Kolektomie mit nachfolgender IRA oder IPAA erfolgt, oder es lag ein Ileostoma mit Hartmannstumpf vor. Anhand des Swedish National Cancer Register wurden jene Patienten identifiziert, die ein Rektalkarzinom entwickelten. Das Risiko für Rektalkarzinom wurde im Vergleich der Kohorte und der Allgemeinbevölkerung anhand der standardisierten Inzidenz Ratio bestimmt.

Ein Rektalkarzinom trat bei 20/1112 Patienten mit IRA auf (1,8%), bei 1/1796 Patienten mit IPAA (0,06%) und bei 25/4358 Patienten mit Hartmannstumpf (0,6 %). Die standardisierte Inzidenz Ratio für Rektalkarzinom betrug 8,7 bei Patienten mit IRA, 0,4 bei Patienten mit IPAA und 3,8 bei Patienten mit Hartmannstumpf. Bei Patienten mit IRA zeigte sich eine primär sklerosierende Cholangitis als Risikofaktor für Rektalkarzinom (Hazard Ratio 6,12), bei Patienten mit Hartmannstumpf waren dies schwere Dysplasien der Colonschleimhaut oder Krebs vor subtotaler Kolektomie (Hazard Ratio 3,67).

FAZIT: Patienten mit Colitis ulcerosa nach Rekonstruktion mit Ileum-Pouchanlage (IPAA) haben ein niedriges relatives und absolutes Risiko für Rektalkarzinom nach Kolektomie. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung hatten Patienten mit Ileorektal-Anastomose (IRA) und Hartmannstumpf ein erhöhtes Risiko für Rektalkarzinom, auch wenn das absolute Risiko niedrig ist.

Arzt und Patient sollten diese Studienergebnisse bei ihrer Entscheidung über das weitere Vorgehen, sei es das Belassen des Rektums, eine komplette Proktektomie oder die Rekonstruktion des Colons mit IRA oder IPAA, bedenken.

1- Abdalla et al. Risk of rectal cancer after colectomy for patients with ulcerative colitis - a national cohort study. Clin Gastroenterol Hepatol, Dec 2016

 

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