Polypharmazie bei älteren Menschen: Absetzen unnötiger Medikamente am Lebensende ("Deprescribing"), 2017

Viele ältere Menschen bekommen am ihren Lebensende viele Medikamente, die möglicherweise Schaden anrichten können. Eine aktuelle schwedische Studie in "JAMA" ging dieser Frage nach.

Die Autoren identifizierten 511.843 ältere Menschen ( > 65 Jahre), die in Schweden zwischen 2007 und 2015 gestorben sind, und untersuchten anhand des nationalen Patientenregisters ihre Medikation in den letzten 12 Monaten vor ihrem Tod.

In ihrem letzten Lebensjahr stieg der Anteil der Menschen, die > 10 verschiedene Medikamente nahmen von 30% auf 47%.

Am meisten hatten die Krebspatienten die Eskalation der Medikamente, und am wenigsten die, die in Seniorenheimen lebten.

Im letzten Lebensmonat erhielten sie am häufigsten Analgetika (60%), antithrombotische Medikamente (53%), Diuretika (53%) und Psychopharmaka (51%) sowie Betablocker (41%).

ACE-Hemmer und Statine wurden bei 21% und 15% der Patienten respektive verschrieben.

Fazit: Polypharmazie nahm in letzten Lebensjahr älterer Menschen stark zu. Nicht nur Medikamente gegen Symptome werden eingenommen, aber auch Medikamente zur Langzeit-Prävention mit fraglichem Benefit.

Leitlinien sollten Ärzte dabei unterstützen, welche Medikamente abgesetzt werden können, und welche weitergeführt werden sollten.

Anmerkung: Selbst Krebs-Patienten erhalten anscheinend Medikamente wie Statine, die in dem verbleibenden Lebenszeit keinen Nutzen haben werden. Ärzte sollten bei diesen Patienten jedes Medikament kritisch hinterfragen, zumal viele mit Nebenwirkungen assoziiert sind, die die Lebensqualität der betroffenen Menschen negativ beeinflussen.

Morin et al. Choosing Wisely? Measuring the Burden of Medications in Older Adults near the End of Life: Nationwide, Longitudinal Cohort Study. The American Journal of Medicine. 04/2017 April

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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