Neue Therapie-Ansätze bei akuter Pankreatitis- NEJM-Übersicht, 2016
Akute Pankreatitis ist ein zunehmendes klinisches Problem. Neue Therapie-Ansätze wurden entwickelt aber bisher nicht hinreichend in die klinische Praxis adaptiert. Eine aktuelle Übersicht in "NEJM" fasst die Veränderungen für Volumensubstitution, Antibiotika-Therapie und Ernährung sowie Nekrose-Therapie bei akuter Pankreatitis zusammen (1).
-Volumen-Therapie: Eine aggressive Infusionstherapie (200 bis 500 ml pro Stunde; 5 bis 10 ml per kilogram/KG pro Stunden/ pro Tag zwischen 2500-4000ml) ist in den ersten 24 Stunden wichtig, danach ist die Weiterführung der aggressiven Volumentherapie weniger wichtig.
-Antibiotika: Prophylaktische Antibiotika zur Prävention von infizierten Pankreas-Nekrosen werden nicht empfohlen.
-Ernährung: Bei milder Pankreatitis ohne Organversagen oder Nekrose müssen die Schmerzen nicht komplett aufhören, bevor der Patient mit dem oralen Ernährung beginnen kann. Eine fettarme weiche Kost ist empfehlenswerter als eine flüssige Kost, und ist mit einem besseren Outcome assoziiert.
-Patienten mit milder Pankreatitis können mit der Ernährung kurz nach der Aufnahme beginnen, wenn schwere Bauschschmerzen, Übelkeit/Erbrechen und Ileus nicht vorhanden sind.
-Peri-pankratischen Flüssigkeitsansammlungen erfordern keine besondere Therapie.
- Entwicklung einer Infektion in einer Nekrose: Solche Infektionen sind in den ersten 2 Wochen selten. Die Entwicklung von Fieber, Leukozytose und zunehmende abedominelle Schmerzen deuten auf eine Infektion der nekrotischen Gewebe. Eine CT-Untersuchung könnte Luft-Blasen in der nekrotischen Gewebe nachweisen. Therapie beginnt mit der Einleitung einer Breitspektrum-Antibiotika-Gabe, welche die nekrotische Gewebe penetrieren kann. Feinnadel-Aspiration und Anlegen der Kulturen sind nicht notwendig. Operative oder invasives Abtragen der Pankreas-Nekrosen sollten mindestens 4 Wochen verzögert werden, damit die Nekrosen sich demarkieren von der gesunden Gewebe absetzen können.
-Endoskopische Therapie: Eine ERCP wird primär bei Patienten mit Gallenstein-Pankreatitis angewendet und vor allem bei Patienten mit gleichzeitiger Cholangitis auf dem Boden der Gallenstein-Pankreatitis indiziert.
-Weiteres: Eine effektive Prävention der Post-ERCP-Pankreatitis ist inzwischen möglich (Medknowledge-Anmerkung: z.B. periprozedurale aggressive Infusiontherapie und/oder Indometacin-Gabe). Eine Gallenblasenstein-Pankreatitis kann durch eine rechtzeitige Cholezystektomie verhindert werden.
1- Chris E. Forsmark. Acute Pancreatitis. N Engl J Med 2016; 375:1972-1981November
2-Diätempfehlungen für Patienten mit Pankreatitis