Neu-Vorhofflimmern: Sicherheit und Outcome unter Rhythmuskontrolle mit Kardioversion, 2017
Vorhofflimmern ist eine weltweit verbreitete Herzrhythmusstörung. Durch ungeordnete elektrische Impulse bewegen sich die Vorhofwände unregelmäßig mit einer Frequenz von 300-600 Schlägen pro Minute. Beim Vorhofflattern hingegen zeigt sich eine langsamere Frequenz mit unter 300 Schlägen pro Minute. Beide Rhythmusstörungen sind mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle und Herzinsuffizienz verbunden. Neu aufgetretenes Vorhofflimmern und -flattern zählen demnach auch zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen von Patienten in der Notaufnahme.
Diese Studie untersuchte die Behandlung und 30-Tage-Outcomes von Patienten in kanadischen Notaufnahmen mit neu aufgetretenem Vorhofflimmern/-flattern, die eine Kardioversion erhielten. Hierfür wurde eine prospektive Kohortenstudie in sechs Universitätskliniknotaufnahmen durchgeführt.
Eingeschlossen wurden Patienten mit einem Beginn des Vorhofflimmerns/-flatterns in den letzten 48 Stunden. Das Follow-Up betrug 30 Tage. Die Evaluierung erfolgte mittels Arztbriefreview und telefonischer Befragung. Als schwerwiegende Komplikationen galten Tod, Schlaganfall, akutes Koronarsyndrom, Herzinsuffizienz, erneute Krankenhauseinweisung oder notfallmäßige Durchführung einer Kardioversion.
1091 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 63,9 Jahren wurden eingeschlossen. 84,7% hatten Vorhofflimmern, 15,3% Vorhofflattern. Von 9% der Betroffenen, die in das Krankenhaus eingewiesen wurden, konnten 80,1% in den Sinusrhythmus kardiovertiert werden. Obwohl 10,5% der Patienten mit neu aufgetretenem Vorhofflimmern/-flattern ernsthafte Komplikationen innerhalb der ersten 30 Tage zeigten, konnte kein dadurch verursachter Todesfall verzeichnet werden. Es wurde ein Schlaganfall (0,1%) unter den Probanden festgestellt. Die Odds Ratios wurden bezüglich der Faktoren, die mit schwerwiegenden Nebenwirkungen assoziiert werden konnten angepasst. Hierzu zählten die Dauer seit Symptombeginn, Schlaganfall oder transitorisch ischämische Attacke in der Krankengeschichte und pulmonalvenöse Stauung im Röntgen-Thorax. Patienten, die die Notaufnahme im Sinusrhythmus verlassen hatten, hatten weniger Komplikationen.
Fazit: Bei den meisten Patienten ist die Notaufnahmekardioversion effektiv und sicher. Die anschließende Krankenhausentlassung verläuft in Normalfall komplikationslos.
Obwohl die meisten Patienten mit neu aufgetretenem Vorhofflimmern/-flattern in der Notaufnahme intensiv behandelt wurden, zeigten einige nach 30 Tagen schwerwiegende Komplikationen. Ursache hierfür könnte die Zurückhaltung der Ärzte bezüglich der Verschreibung oraler Antikoagulantien sein. Potenzielle Risikofaktoren für ernsthafte Nebenwirkungen sind eine längere Zeitspanne seit Beginn der Herzrhythmusstörung, Schlaganfall oder transitorisch ischämische Attacke in der Anamnese, pulmonalvenöse Stauung im Röntgen-Thorax und das fehlende Vorliegen eines Sinusrhythmus bei Krankenhausentlassung.
Medknowledge-Anmerkung: Also, die Kardioversion bei neu aufgetretenem Vorhofflimmern/-flattern innerhalb von 48 Stunden scheint sicher zu sein, mit nur einem Schlaganfall-Fall innerhalb von 30 Tagen. Die Antikoagulation bei Risiko-Patienten mit CHADS2 score > 1 Punkt sollte direkt in der Notaufnahme eingeleitet werden, bevor diese in Vergessenheit gerät.