Minimalinvasive chirurgische Intervention plus Lysetherapie bei Hirnblutungen, 2016

Aktuelle randomisierte MISTIE-Phase-II-Studie in "Lancet Neurology": Aus vorangegangenen Datenanalysen geht hervor, dass die Kraniotomie nicht das funktionelle Outcome nach intrazerebraler Hämorrhagie verbessert. Ob die minimalinvasive kathetergestützte Intervention und nachfolgende medikamentöse Thrombolyse sicher und effektiv ist, ist derzeit noch nicht bekannt.

Forscher untersuchten nun die Sicherheit und Effektivität von Alteplase, einem rekombinanten Gewebeplasminogen-Aktivator, in Kombination mit der minimalinvasiven operativen Versorgung bei Patienten mit intrazerebraler Hämorrhagie.

Die minimalinvasive Vorgehen bestand darin, unter Bildgebung chirurgisch eine Kannüle bis zum Hämatom zu führen, und die Blutkoagel soviel wie möglich mit einer Spritze zu aspirieren..

Die MISTIE-Studie wurde im open-label Design durchgeführt. Es handelt sich um eine Phase-2-Studie an 26 Krankenhäusern in den USA, Kanada, UK und Deutschland. Die Wissenschaftler nutzten eine computergenerierte Randomisierungsliste mit einer Blockgröße von 4 zur Randomisierung der Patienten. Diese befanden sich im Alter von 18 - 80 Jahren und wiesen eine nicht-traumatische intrazerebralen Blutung von 20ml oder mehr auf. Sie wurden nachfolgend zufällig auf die Gruppen mit standardisierter Therapie oder minimalinvasivem chirurgischem Eingriff plus Alteplase (0,3 oder 1,0 mg aller 8 Stunden bis zu 9 Dosen) verteilt. Das primäre Outcome stellte die 30-Tage Mortalität, die 7-Tages Mortalität in Abhängigkeit vom Verfahren, die symptomatische Blutung innerhalb von 72 Stunden sowie eine Infektion des Gehirns im Zeitraum von 30 Tagen dar.

Der Zeitraum der Datenaufnahme erstreckte sich vom 2.Februar 2006 bis zum 8.April 2013.

96 Patienten wurden randomisiert und vollendeten das follow-up, davon 54 (56%) in der Gruppe mit minimalinvasivem Eingriff plus Alteplase und 42 (44%) in der Gruppe mit Standardtherapie.

Das primäre Outcome war zwischen beiden Gruppen nicht unterschiedlich: 30-Tage Mortalität (4 [9,5%] vs. 8 [14,8%], p=0,542), 7-Tage Mortalität (0[0%] vs.1[1,9%], p=0,562), symptomatische Blutung (1 [2,4%] vs. 5 [9,3%], p=0,226) und bakterielle Infektionen des Gehirns (1 [2,4%] vs. 0 [0%] p=0,438).

Asymptomatische Hämorrhagien waren häufiger in der Gruppe mit chirurgischer minimalinvasiver Intervention plus Alteplase zu finden (12 [22,2%] vs 3 [7,1%]; p=0,051).

Fazit: Die Kombination aus minimalinvasiver chirurgischer Intervention mit Alteplase scheint bei Patienten mit intrazerebraler Hämorrhagie ein sicheres Verfahren zu sein. Sie ist jedoch mit erhöhter Rate asymptomatischer Blutungen assoziiert. Diese Ergebnisse sind, falls sie reproduzierbar sein sollten, ein Hinweis für den möglichen Nutzen einer chirurgischer Intervention in der Behandlung der intrazerebralen Blutung.

Medknowledge-Anmerkung: Das sind die ersten Gehversuche für minimalinvasive Eingriffe bei Hirnblutungen, die noch weiter entwickelt und vor allem sicherer werden sollten, bevor sie in der Klinik-Praxis eingesetzt werden können. Es werden vermutlich weitere Studien mit verbesserten Techniken durchgeführt, bevor diese Kombinationstherapie sich möglicherweise etabliert. So war es mit der Lysetherapie bei ischämischem Schlaganfall auch.

1-Hanley et al. Safety and efficacy of minimally invasive surgery plus alteplase in intracerebral haemorrhage evacuation (MISTIE): A randomised, controlled, open-label, phase 2 trial. Lancet Neurology November 2016

 

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