Messung der fraktionellen Flussreserve (FFR) während der Herzkatheter-Angiographie-Untersuchung

Patienten mit einer stabilen KHK (koronaren Herzkrankheit) erhielten bisher als Standard eine medikamentöse Therapie. Eine aktuelle Studie (1) untersuchte, ob eine perkutane koronare Intervention (PCI) mit einer gleichzeitigen Messung der fraktionellen Flussreserve (FFR) während der Herzkatheter-Angiographie-Untersuchung effektiver ist.

Es wurde bei 1220 Patienten mit stabiler KHK eine FFR-Messungen über allen Stenosen, die in der Angiographie sichtbar waren, durchgeführt. Die Patienten, die mindestens eine Stenose mit einer FFR von 0,80 oder weniger (also schwere Stenose) hatten, wurden zufällig zu Gruppen zugeteilt. Die eine Gruppe erhielt eine FFR-gesteuerte PCI plus medikamentöser Therapie. Die andere Gruppe erhielt nur eine medikamentöse Therapie.

Patienten, bei denen alle Stenose eine FFR von mehr als 0,80 aufwiesen, erhielten nur eine medikamentöse Therapie und wurden in ein Register aufgenommen. Der primäre Endpunkt war eine Kombination aus Todesfällen jeglicher Ursachen, nichttödlicher Herzinfarkt und einer dringenden Revaskularisierung innerhalb von zwei Jahren.

Die primären Endpunkte mit kardiovaskulären Komplikationen waren in der PCI-Gruppe signifikant seltener als in der Medikamenten-Gruppe (8,1% vs 19,5%; Hazard Ratio 0,39; p<0,001).

Die Patienten in der PCI-Gruppe mussten seltener dringend revaskularisiert werden (4,0% vs 16,3%; Hazard Ratio 0,23; p<0,001).

Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen,  bezogen auf Todesfälle und Myokardinfarkte.

Die dringenden Revaskularisierungen, die aufgrund eines Herzinfarktes oder ischämischen Veränderungen im EKG durchgeführt werden mussten, waren seltener in der PCI Gruppe (3,4% vs 7,0%, p=0,01).

In einer Analyse war die Rate an Todesfällen oder Herzinfarkten in der PCI-Gruppe ab dem achten Tag bis nach zwei Jahren geringer als in der Medikamenten-Gruppe (4,6% vs 8,0%, p=0,04).

Unter den registrierten Patienten war die Rate des primären Endpunktes 9,0% nach zwei Jahren.

FAZIT: Bei Patienten mit einer stabilen koronaren Herzerkrankung (KHK) verbesserte eine perkutane koronare Intervention (PCI) mit einer Messung der fraktionellen Flussreserve (FFR) – verglichen mit der medikamentösen Therapie allein – das Endergebnis der Patienten. Die Patienten ohne Ischämie profitierten eher von der medikamentösen Therapie.

Medknowledge-Anmerkung: Bisher wurde die medikamentöse Therapie bei stabiler KHK als Standard angesehen (2), die aktuelle Studie könnte diese Empfehlung zumindest bei schwerer stabiler KHK ändern.

Hintergrundinformation: Die Messung der fraktionellen Flussreserve (FFR) gibt Auskunft darüber, wie relevant eine Stenose für den hämodynamischen Fluss des Blutes ist. Dafür werden die Drücke vor und nach der Stenose gemessen und die FFR errechnet. Patienten ohne relevante Stenosen haben eine FFR von 1. Je niedriger der Wert, desto relevanter ist die Stenose. Ab einem Wert von 0,75 wird von einer beeinträchtigenden Verengung eines Gefäßes ausgegangen. 

(Quelle: http://www.ukgm.de/ugm_2/deu/ugi_kar/23425.html)

1-De Bruyne et al. Fractional flow reserve–guided PCI for stable coronary artery disease. NEJM September 1, 2014

2-PCI als Übertherapie – Hat sich seit COURAGE-Studie was geändert? 2011

 

 

 

 

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