Laktulose oder PEG bei hepatischer Enzephalopathie? 2014
Laktulose oder Polyethylenglycol 3350- Elektrolytlösung zur Behandlung bei manifester hepatischer Enzephalopathie: Die randomisierte klinische HELP-Studie (Hepatic Encephalopathy: Lactulose vs Polyethylene Glycol 3350-Electrolyte Solution).
Eine hepatische Enzephalopathie (HE) ist häufig die Ursache für die Aufnahme von Zirrhose-Patienten in das Krankenhaus. Die pharmakologische Behandlung bei manifester HE hat sich seit Jahrzehnten nicht verändert.
Die aktuelle HELP-Studie verglich die Behandlung von Patienten, die aufgrund einer HE ins Krankenhaus aufgenommen wurden. Die Behandlung erfolgte entweder mit Laktulose oder mit Polyethylenglycol 3350- Elektrolytlösung (PEG). Die Hypothese war, dass durch die schnellere Darmreinigung mittels PEG eine effektivere Behandlung der HE erreicht werden kann als mit Laktulose.
(Medknowledge-Anmerkung: Laktulose und PEG sind osmotische Laxanzien und beschleunigen den intestinalen Transit. Laktulose gilt als Standardtherapie der HE; bei PEG (Macrogol) handelt es sich um ein nicht-toxisches, chemisch inertes Polymer, das häufig bei Koloskopie-Vorbereitung eingesetzt wird.)
Die HELP-Studie wurde als randomisierte klinische Studie an einem akademischen Lehrkrankenhaus durchgeführt. Nach einem Screening von 186 Patienten mit Zirrhose wurden 50 Teilnehmer mit Aufnahmegrund HE in die Studie eingeschlossen.
Die Teilnehmer wurden in Block-Randomisierung den Gruppen zugeteilt und erhielten während des Krankenhausaufenthalts entweder eine 4-Liter-PEG-Lösung per os oder per Magensonde über 4 Stundenoder die Standardbehandlung mit Laktulose.
Primärer Endpunkt war die Verbesserung der HE nach 24 Stunden um mindestens 1 Punkt im HESA-Score (hepatic encephalopathy scoring algorithm), der von 0 (Normalbefund in der klinischen und neuropsychologischen Untersuchung) bis 4 (Koma) reicht. Sekundäroutcome war die Zeit bis zur völligen Rückbildung der HE sowie die Gesamtverweildauer im Krankenhaus.
Insgesamt wurden jedem Behandlungsarm 25 Patienten randomisiert zugeteilt. Die klinischen Zeichen zum Zeitpunkt der Aufnahme waren in beiden Gruppen gleich.
13 von 25 Patienten in der Gruppe mit Standardtherapie (52%) zeigten eine Verbesserung um 1 Punkt im HESA-Score und erreichten damit den Primäroutcome. In der Gruppe mit PEG-Behandlung erreichten dies 21 von 23 Patienten (91%) (p<0,01). Ein Patient wurde vor der Endauswertung entlassen und ein weiterer Patient verweigerte die Teilnahme an der Studie.
Bei Patienten mit Standardtherapie war der durchschnittliche (SD) HESA-Score nach 24 Stunden von 2,3 (0,9) auf 1,6 (0,9) verringert. In der PEG-Gruppe wurde eine Veränderung von 2,3 (0,9) auf 0,9 (1,0) (p=0,002) erreicht. Die mediane Zeit bis zur Rückbildung der HE betrug bei Standardtherapie 2 Tage und bei PEG-Behandlung 1 Tag (p=0,01). Unerwünschte Nebenwirkungen traten nicht gehäuft auf und keine einzige war eindeutig studienbezogen.
FAZIT: Die Behandlung mit Polyethylenglycol (PEG) führte schneller, als die Standardtherapie mit Laktulose zur Rückbildung der hepatischen Enzephalopathie. Dieses lässt darauf schließen, dass bei Zirrhose-Patienten mit stationärer Behandlung, aufgrund von HE die PEG-Behandlung der Standardtherapie mit Laktulose überlegen ist.
Medknowledge-Anmerkung: Die hohen Flüssigkeits-Mengen der PEG-Therapie könnte sich in der Praxis als problematisch erweisen.