Lacosamid: Alternative zu Carbamazepin bei Erwachsenen mit neu diagnostizierter Epilepsie, 2017
Bei der Behandlung von Erwachsenen mit neu diagnostizierter Epilepsie werden weitere Optionen der Monotherapie benötigt. Eine aktuelle Studie untersuchte die Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit der Monotherapie mit Lacosamid als erste Behandlungslinie bei diesen Patienten. Lacosamid ist ein der Antikonvulsivum, welche die Natrium-Kanäle hemmt und CRMP-2-Protein (collapsin response mediator protein-2) beeinflusst, welcher beim Differenzierung der Nervenzellen eine Rolle spielen soll.
Es handelt sich um eine randomisierte, doppelblinde Nichtunterlegenheitsstudie der Phase 3. Patienten mit neu diagnostizierter Epilepsie aus 185 Epilepsie- oder Allgemeinneurologiezentren in Europa, Nordamerika und der asiatischen Pazifikregion wurden in die Studie einbezogen. Die Patienten waren mindestens 16 Jahre alt und wurden in einem Eins-zu-eins Verhältnis mittels computergenerierten Codes in eine von zwei Behandlungsgruppen randomisiert: Monotherapie mit Lacosamid oder kontrollierte Freisetzung von Carbamazepin (Carbamazepin-CR) zweimal täglich.
Patienten, Forscher und Studienpersonal wurden hinsichtlich der Behandlungsallokation geblendet. Die initiale tägliche Dosis lag bei 100mg Lacosamid oder 200mg Carbamazepin-CR. In einem Zeitraum von 2 Wochen wurde diese Dosis auf jeweils 200mg/Tag und 400mg/Tag gesteigert. Nach einer 1-wöchigen Stabilisierungsphase folgte ein 6-monatiger Beurteilungszeitraum.
Wenn ein Krampfanfall auftrat, wurde die Behandlungsdosis erneut im Zeitraum von 2 Wochen auf das nächste Zielniveau gesteigert (400 oder 600mg/Tag für Lacosamid und 800 oder 1200mg/Tag für Carbamazepin CR), gefolgt von einer weiteren 1-wöchigen Stabilisierungsphase und neuem 6-monatigen Beurteilungszeitraum. Bei Patienten die eine 6-monatige Behandlung krampfanfallfrei abgeschlossen hatten, folgte eine 6-monatige Erhaltungsphase mit gleicher Behandlungsdosis.
Die Autoren definierten den primären Wirksamkeitsendpunkt als die Proportion an Patienten, die nach Stabilisierungsphase während sechs aufeinanderfolgenden Monaten Krampfanfall-frei blieben. Die vordefinierten Nicht-Unterlegenheitskriterien waren ein absoluter Behandlungsgruppenunterschied von minus 12% und ein relativer Behandlungsgruppenunterschied von minus 20%.
Die Studie verlief im Zeitraum zwischen 27. April 2011 und 7. August 2015.
888 Patienten wurden in die Behandlungsgruppen randomisiert. 444 Patienten der Lacosamidgruppe und 442 der Carbamazepin-CR-Gruppe wurden in das vollständige Analyseset aufgenommen (Einnahme von mindestens einer Behandlungsdosis der Studie), und 408 bzw. 397 Patienten wurden jeweils in das Protokoll aufgenommen.
Im vollständigem Analyseset vollendeten 327 (74%) Patienten der Lacosamidgruppe und 308 (70%) Patienten der Carbamazepin-CR-Gruppe sechs Behandlungsmonate ohne Auftreten von Krampfanfällen. Der nach Kaplan-Meier geschätzte Anteil an Patienten des vollständigen Analysesets der nach 6 Monaten krampfanfallfrei war, betrug 90% in der Lacosamidgruppe und 91% in der Carbamazepin-CR-Gruppe (absoluter Behandlungsunterschied: -1*3%, relativer Behandlungsunterschied: -6*0%). Die Ergebnisse der Kaplan-Meier-Schätzung im Protokollset waren vergleichbar (jeweils 92% und 93%; absoluter Unterschied: -1*3%; relativer Unterschied: -5*7%).
Behandlungsbedingte Nebenwirkungen traten bei 328 (74%) Patienten der Lacosamidgruppe und 332 (75%) Patienten der Carbamazepin-CR-Gruppe auf. 32 (7%) Patienten unter Behandlung mit Lacosamid und 43 (10%) unter Behandlung mit Carbamazepin-CR erlitten schwere Nebenwirkungen und bei jeweils 47 (11%) und 69 (16%) Patienten führten die Nebenwirkungen zum Absetzen des Medikaments.
Fazit: Lacosamid-Therapie war mindestens nicht weniger effektiver als Carmabazepin. Somit kann Lacosamid eine nützliche Alternative zur Erstlinien-Monotherapie bei Erwachsenen mit neu diagnostizierter Epilepsie sein.