Kleine durch Bildgebung diagnostizierte Polypen: Ist Abklärung der Malignität per Koloskopie notwendig? 16.07.2013

Eine aktuelle Studie (1) ermittelte Risikofaktoren für fortgeschrittene Neoplasien innerhalb von subzentimetrischen Polypen und entwickelte ein Index zur Malignitäts-Abschätzung.

Die diagnostische Bildgebung durch die CT-Koloskopie und die Kapselendoskopie wird benutzt, um Läsionen im Kolon zu detektieren. Es besteht eine kontroverse Diskussion über das Aufarbeiten von Läsionen in der Größe von unter einem Zentimeter. Das Ziel dieser Studie war es, die Risikoindikatoren für eine fortgeschrittene Neoplasie in subzentimetrischen Läsionen zu identifizieren.

Die Koloskopien wurden basierend auf der größten gefundenen Läsion klassifiziert. Eine fortgeschrittene Neoplasie wurde definiert als High-Grade Dysplasie, eine villöse Histologie oder Krebs. Es wurden logistische Regressionsmodelle entwickelt, um die Risikofaktoren für eine fortgeschrittene Neoplasie zu identifizieren und diese wurden mit separaten Datensätzen validiert. Ein Risikoindex, basierend auf der logistischen Regression wurde generiert und es wurde die Anzahl der notwendigen Screeningvorgänge (engl.: number needed to screen, NNS), um eine fortgeschrittene Neoplasie zu diagnostizieren, bestimmt.

1 077 956 Koloskopien entdeckten 106 270 intermediäre (5-9mm) und 198 954 kleine (?4 mm) Läsionen; 13% von den intermediären und 3,7% von den kleinen Läsionen enthielten eine fortgeschrittene Neoplasie. Das Risiko einer fortgeschrittenen Neoplasie war höher bei den intermediären als bei den kleinen Läsionen (OR 3,1; 95% KI 3,0 bis 3,3). Das Alter ? 85 Jahre versus <45 Jahre war mit Odds Ratios von 2,4 (95% KI 1,8 bis 3,1) für intermediäre Polypen assoziiert und mit 3,2 (95% KI 2,3 bis 4,5) für kleine Polypen assoziiert. Eine gestielte versus ungestielte Morphologie war mit einem höheren Risiko für eine fortgeschrittene Neoplasie in intermediären Läsionen (OR 2,0; 95% KI 1,9 bis 2,2) und in kleinen Läsionen assoziiert (OR 3,5; 95% KI 2,9 bis 4,1). In der kombinierten Analyse für subzentimetrische Läsionen waren die ORs 2,7 (95% KI 2,2 bis 3,3) für ein Alter ? 85 Jahre versus <45 Jahre, 1,1 (95% KI 1,1 bis 1,2) für männliches Geschlecht, 1,6 (95% KI 1,4 bis 1,7) für okkultes Blut, 1,3 (95% KI 1,2 bis 1,5) für makroskopisch sichtbares Blut im Stuhl, 1,3 (95% KI 1,2 bis 1,4) für mehr als vier Läsionen und 2,2 (95% KI 2,1 bis 2,3) für gestielte versus sessile Läsionen. Bei medianen Risikoindexwerten war die NNS 9,3 (95% KI 9,1 bis 9,5) bei Individuen mit intermediären Läsionen und 29,4 (95% KI 28,5 bis 30,2) bei denen mit kleinen Läsionen. Verglichen mit der NNS von 15 in der ganzen Kohorte, wurde der Großteil der intermediären, aber nur eine Minderheit an kleinen Läsionen als ein hohes Risiko für eine fortgeschrittene Neoplasie angesehen.

FAZIT: Diese Studie identifizierte erfolgreich die Risikofaktoren und etablierte einen Risikoindex für subzentimetrische Läsionen. Dieses Ergebnis hat Folgen für das Aufarbeiten von subzentimetrischen Läsionen, die bei Patienten durch die diagnostische Bildgebung detektiert wurden.

1-Kolligs FT et al. Risk factors for advanced neoplasia within subcentimetric polyps: Implications for diagnostic imaging. Gut 2013 Jun; 62:863