Inhalatives Adrenalin vs. Kochsalz-Lösung bei akuter Bronchiolitis der Kleinkinder, 07/2013

Akute Bronchiolitis bei Kleinkindern führt häufig zur Krankenhausaufnahme, jedoch besteht bis Dato kein Konsens über eine anzuwendende Inhalationsstrategie. Weder die Inhalationshäufigkeit noch der Medikamententyp sind definiert. In der vorliegenden Studie wurde die Effektivität von inhaliertem racemischen Adrenalin untersucht und verglichen mit inhalierter Kochsalzlösung. Auch wurde die Effektivität von bedarfsbestimmter und festgesetzter Inhalationsanwendung bei Kleinkindern mit untersucht, welche mit einer akuten Bronchiolitis in einem der teilnehmenden Krankenhäuser aufgenommen wurden.

Es handelte um eine Studie an der 8 Krankenhäuser teilnahmen. Die Studie war randomisiert, doppelblind und mit einem 2x2 faktoriellen Design konzipiert (racemisches Adrenalin vs. Kochsalzlösung als 2 unterschiedliche Medikationstypen, bedarfsbestimmte vs. planmäßige Inhalation als 2 unterschiedliche Anwendungsregime). Beim festgesetzten Inhalationsplan wurden im bis zu 2 stündigen Abständen Inhalationen bei Kleinkindern unter 1 Jahr durchgeführt.

Einschlusskriterium für die Teilnahme an der Studie war eine Punktzahl von 4 oder höher auf einer klinischen Skala von 0 bis 10, bei welcher hohe Punkte ein schwerwiegendes klinisches Krankheitsbild repräsentieren. Jegliche darüber hinaus gehende Anwendung (Sauerstofftherapie, Ernährung via nasogastraler Sonder, etc.) wurde ebenfalls dokumentiert.

Das Primäre Outcome war die Länge des Krankenhausaufenthalts, wobei nicht der Zeitpunkt ab der ersten Inhalationsbehandlung als erster Tag gezählt wurde.

Das mediane Alter der insgesamt 404 teilgenommenen Kleinkinder betrug 4.2 Monate, 59.4% waren männlichen Geschlechts. Bei der Gruppe, die mit Kochsalzlösung behandelt worden war, als auch der Gruppe welche racemisches Adrenalin zur Inhalation verabreicht bekommen hatten, wurden ähnliche Werte für die Länge des Krankenhausaufenthalts und die klinische Verbesserung, gemessen anhand einer 11 Punkte Skala, dokumentiert. Auch die Häufigkeit weiterer Anwendungen wie einer Sauerstofftherapie, Atmungsunterstützung, und Ernährung durch eine nasogastrische Sonder unterschieden sich nicht (P-Wert > 0.1 für sämtliche Vergleiche). Beim Vergleich der unterschiedlichen Behandlungspläne (bedarfsgesteuert vs. festgesetzt) ergaben sich Vorteile für eine bedarfsgerechte Inhalation. Diese Gruppe verbrachte eine significant kürzere Zeit im Krankenhaus (47.6 Stunden, 95%iges Konfidenzintervall (KI) 30.6 Stunden – 64.6 Stunden, vs. 61.3 Stunden, KI 45.4Stunden – 77.2 Stunden; P-Wert = 0.01). Auch wurden bei der Gruppe mit bedarfsgesteuerter Inhalation signifikant weniger zusätzliche Therapiemaßnahmen angewendet: Weniger Sauerstofftherapie (38.3% vs. 48.7%; P-Wert 0.04), weniger Atmungsunterstützung (4.0 % vs. 10.8%; P-Wert 0.01), und letztlich weniger Inhalationsanwendungen (12.0 vs. 17.0; P< 0.001).

Fazit: Zu inhalierendes Racemisches Adrenalin ist in seiner Effektivität der gemeinen Kochsalzlösung bei der Behandlung von Bronchiolitis bei Kleinkindern nicht überlegen. Allerdings ist eine bedarfsgesteuerte Inhalationsstrategie einem a priori festgesetzten Inhalationsplan (stets zu festen Zeiten) überlegen.

1-Skjerven HO et al. Racemic adrenaline and inhalation strategies in acute bronchiolitis. N Engl J Med 2013 Jun 13; 368:2286