Immunsuppressiva bei Schwangeren mit Autoimmunerkrankung und das Risiko für schwere Infektionen, 2017

Aktuelle Kohortenstudie in "BMJ":

Die Studie vergleicht das Risiko schwerer Infektionen beim Einsatz systemischer Glukokortikoide, Nicht-Biologika oder Tumornekrosefaktor- ? (TNF)-Hemmer bei Schwangeren.
Sie wurde im Rahmen öffentlicher (Medicaid, 2001-10) und privater (Optum Clinformatics, 2004-15) Krankenversicherungsprogramme in den USA als Beobachtungs-Kohortenstudie durchgeführt. Einbezogen wurden dabei 4961 Schwangere mit Rheumatoider Arthritis, systemischem Lupus Erythematodes, ankylosierender Spondylitis, Arthritis psoriatica oder chronisch-entzündlicher Darmerkrankung (CED; inflammatory bowel disease, IBD), die mit Immunsuppressiva behandelt wurden. Die Schwangeren  wurden entsprechend der Einnahme von Steroiden, Nicht-Biologika und TNF-Inhibitoren klassifiziert; nachdem bei systemischem Lupus Erythematodes keine TNF-Inhibitoren zum Einsatz kommen, wurden diese Patientinnen von der Auswertung zu TNF-Inhibitoren ausgeschlossen. Hauptoutcome war das Auftreten schwerer Infektionen während der Schwangerschaft, das als Aufnahme ins Krankenhaus aufgrund bakterieller oder opportunistischer Infektionen bestimmt war. Das Hazad Ratio (HR) wurde mittels COX-Regressionsanalyse nach Abgleich auf Störfaktoren mittels Propensity Score Stratifizierung berechnet und mittels logistischer Regression wurde eine Dose-Response-Analyse für die Frauen erstellt, die mindestens ein Steroid erhielten.
71 von 4961 mit Immunsuppressiva behandelte Schwangere (0,2 %) erlitten schwere Infektionen. Die Inzidenzraten schwerer Infektionen ohne Abgleich pro 100 Personenjahren betrugen bei den 2598 Frauen mit Steroiden 3,4 (95 %-KI 2,5 - 4,7), bei den 1587 Fällen mit Nicht-Biologika 2,3 (1,5 - 3,5) und bei den 776 Frauen mit TNF-Inhibitoren 1,5 (0,7 - 3,0). Beim Risiko für schwerwiegende Infektionen während der Schwangerschaft zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied bei Schwangeren mit Einnahme der verschiedenen Immunsuppressiva: Nicht-Biologika vs. Steroide HR 0,81 (95 %-KI 0,48 - 1,37), TNF-Inhibitoren vs. Steroide 0,91 (0,36 - 2,26) und TNF-Inhibitoren vs. Nicht-Biologika 1,36 (0,47 - 3,93). In der Dose-Response-Analyse waren höhere Steroiddosen mit einem erhöhten Risiko für schwerwiegende Infektionen während der Schwangerschaft assoziiert (Koeffizient je Unit-Steigerung in durchschnittlichen Prednison-Äquivalenten mg Tagesdosis = 0,019; p = 0,02).
FAZIT: Bei Schwangeren mit systemischer Autoimmunerkrankung ist das Risko für schwere Infektionen bei Behandlung mit Steroiden, Nicht-Biologika und TNF-Hemmer vergleichbar. Allerdings zeigte sich eine hohe Steroiddosis als unabhängiger Risikofaktor für schwere Infektionen in der Schwangerschaft.
Anmerkung: Das Infektionsrisiko der Schwangeren unter Immunsuppressiva war jedoch mit insgesamt 0.2% gering. Nach Möglichkeit sollten hohe systemische Kortison-Dosen vermieden werden.

1-Desai et al. Risk of serious infections associated with use of immunosuppressive agents in pregnant women with autoimmune inflammatory conditions: Cohort study. BMJ 2017;356:j895

 

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