IFR: Neue Alternative zur fraktionellen Flussreserve (FFR) bei der Entscheidungsfindung für die Revaskularisierung der Herzkranzgefäße, 2017
Aktuelle Studie in NEJM (1):
Medknowledge Anmerkung: Die fraktionelle Flussreserve (FFR) der Koronararterien beschreibt das Verhältnis zwischen koronarem Blutdruck vor und nach einer Stenose und ermöglicht die Einschätzung der hämodynamischen Relevanz der Verengung. Die Messung der FFR erfolgt im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung, und benötigt die Verabreichung von Adenosin, um den Blutfluss unter maximaler Vasodilation der Arterien mit dem Ruhestand zu vergleichen. Wegen der hohen Verfahrenskosten und der häufigen Nebenwirkungen bei Verabreichung von Adenosin wird die FFR trotz bewiesener Vorteile nicht routinemäßig genutzt. Das "instantaneous wave-free Ratio" (IFR), ist ein neues alternatives Maß, dass unabhängig von Adenosin bestimmt werden kann.
Die Revaskularisierung der Herzkranzgefäße unter Berücksichtigung der fraktionellen Flussreserve (FFR) steht im Zusammenhang mit besseren Patientenergebnissen nach dem Eingriff, im Vergleich zur allein durch Angiografie geführten Revaskularisierung. Bisher ist noch unklar, ob das "instantaneous wave-free Ratio" (iFR), ein alternatives Maß, dass unabhängig der Verabreichung von Adenosin bestimmt werden kann, ähnliche Vorteile bieten kann.
Eine aktuelle Studie (1) befasste sich mit diesem Thema. Die Autoren randomisierten 2492 Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) in einem Eins-zu-eins-Verhältnis in eine von zwei Behandlungsgruppen: iFR-geleitete oder FFR-geleitete koronare Revaskularisierung. Als primären Endpunkt definierten die Autoren das ein-jährige Risiko eines schwerwiegenden kardialen Ereignisses mit folgenden Komponenten: Tod durch jegliche Ursache, nicht-fataler Myokardinfarkt oder Notwendigkeit einer nicht geplanten Revaskularisierung. Die Studie wurde entworfen um die Nichtunterlegenheit der iFR im Vergleich zur FFR zu zeigen, mit einer Grenze der Risikodifferenz von 3,4%.
Nach einem Jahr war der primäre Endpunkt bei 78 der 1148 Patienten der iFR-Gruppe aufgetreten (6,8%) und bei 83 der 1182 Patienten der FFR-Gruppe (7%). Dies ergab eine Risikodifferenz von minus 0,2%.
Es zeigte sich kein wesentlicher Gruppenunterschied hinsichtlich des Risikos der verschiedenen Komponenten des primären Endpunktes. Auch die Sterberate durch kardiale und nicht-kardiale Ursachen war in beiden Gruppen vergleichbar.
Die Anzahl an Patienten mit unerwünschten Nebenwirkungen oder Symptomen nach dem Verfahren war deutlich niedriger in der iFR-Gruppe als in der FFR-Gruppe (39 Patienten vs. 385 Patienten, 3.1% vs. 30.8%) und die mittlere Verfahrensdauer war wesentlich kürzer (40,5 Minuten vs. 45 Minuten).
Fazit: Die Autoren schließen, dass die IFR-geführte Adenosin-freie koronare Revaskularisierung der FFR-geführten Revaskularisierung nicht unterlegen ist, hinsichtlich des ein-jährigen Risikos schwerwiegender kardialer Ereignisse. Bei Patienten mit iFR-geführter Revaskularisierung war die Verfahrenszeit kürzer, und unerwünschte Nebenwirkungen traten seltener auf.