HERDOO2-Regel zur Rezidivrisiko-Abschätzung bei Frauen mit idiopathischer venöser Thrombose, 2017

Aktuelle Studie in "BMJ" (1): Idiopathische venöse Thrombose bei Frauen – wie lange ist die Behandlung mit Antikoagulanzien nötig? Validierung der HERDOO2-Regel.

Medknowledge Anmerkung: Die HERDOO2-Regel ist eine klinische Entscheidungsregel zur Erkennung von Patienten, die nach idiopathischer Thrombose keine Dauerantikoagulazion benötigen; es werden folgende vier Kriterien berücksichtigt: 1. Hyperpigmentierung, Ödeme, oder Rötung in einem Bein; 2. D-Dimere ?250 ?g/L; 3. Fettleibigkeit mit Body-Mass-Index  ?30; 4. Alter ? 65 Jahre.
Die Autoren einer aktuellen Studie setzten sich die prospektive Validierung der HERDOO2-Regel zum Ziel. Laut dieser Regel kann man bei Frauen die keine der vier Kriterien aufweisen, die Antikoagulanzien nach einer kurzzeitigen Behandlung sicher absetzen.
Es handelt sich um eine prospektive Kohortenmanagementstudie die an 44 sekundären und tertiären Zentren in sieben Ländern verlief.
Von den anfänglichen 3155 aufeinanderfolgenden Patienten mit idiopathischer venöser Thromboembolie (VTE, proximale tiefe Beinvenenthrombose oder Lungenembolie), die eine 5- bis 12-monatige Kurzzeitbehandlung mit Antikoagulanzien erhielten, lehnten 370 Patienten die Studienteilnahme ab. Somit wurden 2785 Patienten in die Studie einbezogen; bei 2,3% dieser Patienten gab es kein ausreichendes Follow-up.
Frauen ohne HERDOO2 Kriterien wurden als niedriges Risiko für rezidivierende TVE eingestuft, und setzten die Antikoagulanzien ab (Interventionsarm der Studie); Bei Frauen mit mindestens zwei HERDOO2 Kriterien, welche als Hochrisikopatienten eingestuft wurden, sowie bei männlichen Patienten, überließen die Autoren die Entscheidung dem Ermessen der behandelnden Ärzte und der Patienten (Beobachtungsarm der Studie).
Als primären Endpunkt definierten die Autoren das Auftreten einer rezidivierenden symptomatischen VTE (bei einer unabhängigen und geblendeten Beurteilung), im Zeitraum von einem einjährigen Follow-up.
Von 1213 Frauen wurden 631 (51,3%) als niedriges Risiko eingestuft und 591 setzten die oralen Antikoagulanzien ab. In der primären Analyse fanden sich 17 als niedriges Risiko eingestufte Frauen, die bei Absetzen der Antikoagulanzien eine rezidivierende VTE entwickelten, bei einem Follow-up von 564 Patientenjahren (3% pro Patientenjahr); bei 323 Frauen mit hohem Risiko und Männern, die die Antikoagulanzien absetzten, hatten 25 eine VTE bei einem Follow-up von 309 Patientenjahren (8,1%). Von den 1802 Frauen mit hohem Risiko und Männern, die die Behandlung mit Antikoagulanzien fortsetzten, trat bei 28 Patienten eine rezidivierende VTE auf (1,6%), bei einem Follow-up von 1758 Patientenjahren.
Fazit: Frauen mit einer ersten idiopathischen venösen Thromboembolie und keinem oder nur einem der HERDOO2 Kriterien, haben ein niedriges Risiko für rezidivierende venöse Thromboembolie, und können die Antikoagulanzien nach einer kurzzeitigen Behandlung sicher absetzen.

1-Rodger et al. Validating the HERDOO2 rule to guide treatment duration for women with unprovoked venous thrombosis: Multinational prospective cohort management study. BMJ 2017;356:j1065

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