Ezetimib zusätzlich zum Statin nach Herzinfarkt? 2015
Aktuelle Studie in "NEJM" über die Langzeit-Effekte der Kombination von Ezetimib und Simvastatin bei Patienten, die ein akutes Koronarsydrom erlitten hatten.
Ezetimib bewirkt über die Inaktivierung des Cholesterol-Trasporters NPC1L1 in den Dünndarmzotten eine um bis zu 50% verminderte Aufnahme von exogenem sowie endogen biliärem Cholesterin. Insgesamt kann eine Senkung von etwa 20% des LDL-Spiegels erreicht werden. Derzeit befinden sich Langzeitstudien zu Sicherheit und Nutzen des Präparates in der Endphase (IMPROVE-IT, ENHANCE).
Hintergrund der aktuellen Studie stellt die Tatsache dar, dass eine Statintherapie den LDL-Cholesterinspiegel und das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse reduziert. Unklar ist jedoch, ob die zusätzliche Verabreichung von Ezetimib das Risiko noch weiter senken kann.
In einer doppelt-blinden, randomisierten Studie mit 18144 Patienten, welche aufgrund eines akuten Koronarsyndroms die vorausgehenden 10 Tage stationär behandelt wurden, bildeten die Wissenschaftler zwei Gruppen: Die erste umfasste die Patienten mit LDL-Cholesterinspiegel von 50 bis 100 mg/dl (1,3 bis 2,6 mmol/l) unter lipid-senkender Therapie. In der zweiten Gruppe wurden Patienten gelistet, welche LDL-Spiegel von 50 bis 125 mg/dl (1,3 bis 3,2 mmol/l) ohne medikamentöse Therapie aufwiesen. Anschließend wurde die Kombinationstherapie aus Statin plus Ezetimib (40 mg bzw. 10 mg) mit der Simvastatin Monotherapie (Simvastatin 40 mg plus Placebo) verglichen. Der primäre Endpunkt der Untersuchung setzte sich zusammen aus kardiovaskulär bedingtem Tod, nicht tödlichem Myokardinfarkt, instabiler Angina mit notwendiger erneuter stationärer Aufnahme, Koronarangiographie mit Revaskularisation (? 30 Tage nach Randomisierung) und nicht tödlichem Schlaganfall. Das mittlere follow-up betrug 6 Jahre.
Der mittlere LDL-Spiegel während der Untersuchung lag bei 53,7 mg/dl (1,4 mmol/l) in der Gruppe mit Kombinationstherapie, im Vergleich zu 69,5 mg/dl (1,8 mmol/l) in der Gruppe mit Simvastatin-Monotherapie (p<0,001). Die Ereignisrate nach Kaplan-Meier für den primären Endpunkt nach 7 Jahren betrug 32,7% in der Gruppe mit Kombinationstherapie und 34,7% unter Monotherapie (absolute Risikodifferenz 2,0; hazard ratio 0,936; p=0,016). Die Häufigkeit vorher festgelegter unerwünschter Wirkungen hinsichtlich Muskel-, Gallenblasen und Lebererkrankungen sowie Krebserkrankungen war in beiden Gruppen vergleichbar.
Fazit: Bei der Ergänzung der Statintherapie durch Ezetimib ergab sich eine stufenweise Senkung des LDL-Cholesterinspiegels sowie ein verbessertes kardiovaskuläres Outcome.