Dauer der oralen Antikoagulation nach erstmaliger unprovozierter Lungenembolie - 6 Monate oder länger? 2015

Die PADIS-PE Studie (1): Eine akute Lungenembolie ist eine lebensbedrohliche Situation. Sie wird definiert als Verschluss der arteriellen Strombahn der Lunge durch Einschwemmung eines Thrombus (Blutgerinnsel, Luft, Fett, Gewebe). Die optimale Dauer der Blutverdünnung nach einer ersten unprovozierten Lungenembolie ist ungewiss. Unprovoziert bedeutet, dass bei den Betroffenen keine Risikofaktoren ursächlich sind für das Auftreten der Embolie.

Die PADIS-PE Studie untersuchte, ob sich bei initial nicht randomisierten Patienten, die anfänglich 6 Monate mit einem Vitamin-K Antagonisten blutverdünnt wurden, durch eine zusätzliche 18 monatige Therapie mit dem Vitamin-K Antagonisten Warfarin im Vergleich zur Therapie mit einem Placebopräparat Vor- oder Nachteile ergeben. Die Behandlungszeit der doppelt verblindeten Studie betrug 18 Monate, das mittlere Follow-Up 24 Monate.

Eingeschlossen wurden 371 randomisierte erwachsene Patienten, die erstmalig eine symptomatische unprovozierte Lungenembolie erlitten haben. Die Patienten wurden zu Beginn für 6 Monate ununterbrochen mit einem Vitamin-K Antagonisten blutverdünnt. Das Follow-Up erfolgte von Juli 2007 bis September 2014 in 14 französischen Zentren. Das primäre Outcome setzte sich zusammen aus dem Auftreten wiederkehrender venöser Thrombembolien oder schwerer Blutungen 18 Monate nach der Randomisierung. Ein sekundäres Outcome war das Auftreten einer Thrombembolie oder schweren Blutung nach 42 Monaten (Behandlungszeitraum plus 24 monatiges Follow-Up). Weitere sekundäre Outcomes waren nach 18 und 42 Monaten das Auftreten einer Thrombembolie oder schweren Blutung und der Eintritt des Todes, der nicht im Zusammenhang mit einer Lungenembolie oder schweren Blutung stand.

Nach der Randomisierung konnte bei 4 Patienten nach dem 18.Monat kein Follow-Up durchgeführt werden. Ein Patient brach die Studienteilnahme ab aufgrund eines Adverse Events. Während der 18 monatigen Behandlungsperiode ereignete sich die Endpunkte des primären Outcomes bei 6 von 184 Patienten (3,3%) in der Warfarin Gruppe und bei 25 von 187 Patienten (13,5%) der Placebogruppe. Wiederkehrende venöse Thrombembolien traten bei 3 Patienten in der Warfarin Gruppe und bei 25 Patienten in der Placebogruppe auf.

Schwere Blutungen konnten bei 4 Patienten, die Warfarin erhielten und bei einem Patienten der Placebogruppe festgestellt werden. Während der gesamten 42 monatigen Studiendauer (einschließlich der Behandlungs- und Follow-Up Dauer) zeigte sich eine Kombination der Outcomes aus wiederkehrender Thrombembolie und schwerer Blutung bei 33 Patienten (20,8%) in der Warfarin Gruppe und bei 42 (24,0%) der Placebogruppe. Zwischen den Gruppen gab es keinen Unterschied hinsichtlich der Anzahl an wiederkehrenden venösen Thrombembolien, schweren Blutungen und Todesfällen, die nicht im Zusammenhang mit einer Embolie standen.

Fazit: Bei Patienten, die erstmals eine unprovozierte Lungenembolie erlitten haben und 6 Monate eine Blutverdünnung erhielten, reduzierte eine zusätzliche 18 monatige Behandlung mit Warfarin das Auftreten der Outcome-Endpunkte venöse Thrombembolie und schwere Blutung im Vergleich zur Placebogruppe. Nach Unterbrechung der Blutverdünnung konnte kein Vorteil festgestellt werden.

Anmerkung: Man muss ehrlich zugeben, dass auch die Ergebnisse dieser Studie legen nah, dass bei Patienten mit erstmaliger unprovozierter Lungenembolie die Antikoagulation zunächst unbebristet laufen sollte, solange die Patienten kein erhöhtes Blutungsrisiko haben.

1- Couturaud et al.: Six months vs extended oral anticoagulation after a first episode of pulmonary embolism: The PADIS-PE randomized clinical trial. JAMA. 2015 Jul 7;314(1):31-40

 

 

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