Darmkrebs-Früherkennung: Risiko für fortgeschrittene Adenome bei Geschwistern von Patienten mit fortgeschrittene Adenomen, 2015
Das Risiko der kolorektalen Neoplasien bei bei Geschwistern von Patienten mit fortgeschrittenen Adenomen ist noch unklar. Eine aktuelle Studie in "Gastroenterology" untersuchte diese Frage (1).
In dieser Studie wurden Koloskopien zwischen 2010 und 2014 in 2 Kliniken in Hong Kong bei asymptomatischen Geschwistern von Patienten mit fortgeschrittene Adenomen (Adenom > 10mm; hochgradige Dysplasien, villös oder tubulovillös) durchgeführt. Als Kontrolle dienten 400 Menschen, deren Geschwister einen normalen Koloskopie-Befund hatten.
Das Vorkommen der fortgeschrittenen Adenome betrug 11.5% in der Gruppe mit positiver Familiengeschichte und 2.5% in der Kontrollgruppe (OR 6).
Die Prävalenz der villösen Adenome, der Adenome mit hochgradigen Dysplasien sowie der Anzahl aller Adenome war in der Gruppe mit positiver Familienanamnese signifikant höher.
Fazit: Geschwister von Patienten mit fortgeschrittene Adenomen haben ebenfalls ein deutlich erhöhtes Risiko für fortgeschrittene Adenome, und somit für Dickdarmkrebs und dessen Vorstufen.
Medknowledge-Anmerkung: Darmkrebs-Screening sollte bei Menschen mit positiver Familienanamnese unter den Angehörigen ersten Grades intensiviert werden. Die Leitlinie der Fachgesellschaft „American College of Gastroenterology" empfiehlt folgende Intervalle für Personen mit positiver Familienanamnese für kolorektale Neoplasien (2):
- 1 Verwandter ersten Grades mit Dickdarmkrebs oder fortgeschrittenem Adenom, diagnostiziert im Alter > 60 J: wie üblich Koloskopie aller 10 Jahre, beginnend ab 50 Lebensjahr
- 1 Verwandter ersten Grades mit Dickdarmkrebs oder fortgeschrittenem Adenom, diagnostiziert im Alter < 60 J: Koloskopie aller 5 Jahre, beginnend ab 40 Lebensjahr, oder 10 Jahre vor dem Alter, in dem der Verwandte an Darmkrebs sich erkrankte