Brustkrebs mit positivem Sentinel-Lymphknoten in der Axilla: Operation oder Strahlentherapie? 2014
Patienten mit Brustkrebs, bei denen ein positiver Sentinellymphknotenbefund in der Achselhöhle diagnostiziert wurde, werden derzeit standardmäßig mit einer axillären Lymphknotendissektion behandelt, bei der das gesamte Lymph- und Fettgewebe chirurgisch entfernt wird. Der Sentinellymphknoten, auch Wächterlymphknoten genannt, ist als erster betroffen, bei Tumoren die über die Lymphbahnen streuen.
Obwohl diese Form der Therapie eine hervorragende regionale Kontrolle bietet, können nachteilige Komplikationen, wie Schmerzen, Schwellungen oder Nervenverletzungen mit anschließender Bewegungseinschränkung auftreten. Eine aktuelle Studie (1) untersuchte, ob eine Bestrahlung eine vergleichbare regionale Kontrolle bietet und weniger negative Nebenwirkungen,Komplikationen hat.
An der randomisierten, multizentrischen, open-label, Phase 3 Nicht-Unterlegenheitsstudie haben Patienten bei denen Brustkrebs diagnostiziert wurde, mit einem T1-Tumor (Tumorgröße bis 2cm) oder einem T2-Tumor (Tumorgröße 2cm-5cm) und nicht tastbarer Lymphknotenschwellung teilgenommen. Die Randomisierung erfolgte 1:1, durch einen computergenerierten Verteilungsplan. Patienten mit befallenem Sentinellymphknoten erhielten entweder eine axilläre Lymphknotendissektion oder eine axilläre Bestrahlung. Der primäre Endpunkt bezog sich darauf, dass die Bestrahlungstherapie gleich gut, bzw. nicht schlechter sein sollte, als die Dissektion im Hinblick auf einen erneuten axillären Befall innerhalb von 5 Jahren. Die Bestrahlungsgruppe sollte nicht mehr als 4% Wiederauftreten der Erkrankung aufweisen. Bei der Lymphknotendissektionsgruppe wurde ein Wiederauftreten von 2% erwartet. Die Analysen wurden als Intention-to-treat und Per-Protocol Analysen durchgeführt.
Zwischen dem 19.Februar 2001 und 29.April 2010, wurden 4823 Patienten von 34 Zentren aus 9 europäischen Ländern registriert. 4806 Patienten waren geeignet für die Randomisierung. 2402 Patienten wurden für eine axilläre Lymphknotendissektion randomisiert und 2404 für die axilläre Bestrahlung. Von 1425 Betroffenen mit befallenem Sentinellymphknoten, wurden 744 für die Dissektion und 681 für die Radiotherapie randomisiert. Diese Patienten bildeten die Intention-to-treat Gruppe. Die mittlere Follow-Up Zeit für Patienten mit positivem Wächterlymphknoten betrug 6.1 Jahre.
In der Dissektionsgruppe hatten 220 (33%) von 672 Patienten zusätzliche positive Lymphknoten. 4 von 744 Patienten der Dissektionsgruppe und 7 von 681 der Radiotherapiegruppe erlitten einen Rückfall.
Das Wiederauftreten von positiven axillären Lymphknoten nach 5 Jahren, betrug 0.43% nach Dissektion vs. 1.19% nach Bestrahlung. Der geplante Non-Inferiority Test (Test zur Nicht-Unterlegenheit) konnte nicht durchgeführt werden, da zu wenige Nebenwirkungen aufgetreten waren, um die beiden Verfahren zu vergleichen. Das one-sided 95% CI für den nicht durchführbaren Non-Inferiority Test, für die Hazard Ratio war 0.00-5.27, mit einer Non-Inferiority Toleranz von 2.
Nach einem, drei und fünf Jahren wurde nach axillärer Lymphknotendissektion signifikant öfter eine Lymphödem festgestellt, als nach der Bestrahlung.
Fazit: Die Bestrahlungstherapie bietet im Vergleich zur axillären Lymphknotendissektion bei Brustkrebspatienten mit befallenem Wächterlymphknoten, T1/T2-Tumor und nicht tastbarer Lymphknotenschwellung, ebenfalls eine hervorragende regionale Kontrolle. Nach axillärer Radiotherapie konnte eine signifikant niedrigere Morbidität festgestellt werden, es kam darunter weniger zu frühen Lympödem als unter axillärer Lymphknotendissektion.