Bivalirudin (Angiox) oder unfraktioniertes Heparin bei akutem Koronarsyndrom, NSTEMI-Herzinfarkt ? 2016

MATRIX-Studie in "BMJ" über die Behandlung bei akutem Koronarsyndrom: Bivalirudin gegenüber Heparin mit oder ohne Glycoprotein IIb/IIIa Inhibitoren Die randomisierte kontrollierte Studie vergleicht zwei antithrombotische Regime bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom mit oder ohne ST-Hebung. Die Studie wurde in 78 Zentren in Italien, den Niederlanden, Spanien und Schweden durchgeführt, um das optimale Regime zu bestimmen.

Einbezogen wurden 7213 Patienten mit akutem Koronarsyndrom und geplanter perkutaner Koronarintervention; davon 4010 Patienten mit und 3203 Patienten ohne ST-Hebung. Erste Studienergebnisse aus der Gesamtpopulation wurden zuvor schon veröffentlicht.

Die Patienten wurden randomisiert im Open-Label-Design einer der folgenden Regime zugeteilt: Bivalirudin mit Glycoprotein IIb/IIIa Inhibitoren bei behandlungsbedingten Komplikationen oder Heparin mit oder ohne Glycoprotein IIb/IIIa Inhibitoren.

Primärer Endpunkt der Studie waren das Auftreten schwerer kardiovaskulärer Nebenwirkungen (Tod, Myokardinfarkt oder Schlaganfall) und die klinischen Netto-Nebenwirkungen (starke Blutungen oder schwere kardiovaskuläre Nebenwirkungen). Beide Parameter wurden nach 30 Tagen bestimmt. Die Auswertung erfolgte als Intention-to-treat-Analyse.

Der Einsatz von Glycoprotein IIb/IIIa Inhibitoren bei Patienten, die Heparin erhalten sollten, war anfangs für 30,7 % der Patienten mit ST-Hebung und 10,9 % der Patienten ohne ST-Hebung vorgesehen, nicht aber für Patienten, die Bivalirudin zugeteilt waren.

Von den Patienten mit ST-Hebung traten bei 118 (5,9 %) Bivalirudin-behandelten Patienten und bei 129 (6,5 %) Heparin-behandelten Patienten schwere kardiovaskuläre Nebenwirkungen auf (RR 0,90, p=0,43). Dagegen traten Netto-Nebenwirkungen bei 139 (7,0 %) Bivalirudin-behandelten Patienten und bei 163 (8,2 %) Heparin-behandelten Patienten auf (0,84, p=0,13). Bei Patienten ohne ST-Hebung zeigten sich schwere kardiovaskuläre Nebenwirkungen bei 253 (15,9 %) Bivalirudin-behandelten Patienten und bei 262 (16,4 %) Heparin-behandelten Patienten (RR 0,97, p=0,74). Dagegen traten Netto-Nebenwirkungen bei 262 (16,5 %) Bivalirudin-behandelten Patienten und bei 281 (17,6 %) Heparin-behandelten Patienten auf (0,93, p=0,43).

FAZIT: Die Bivalirudin-Monotherapie erreichte bei Patienten mit oder ohne ST-Hebung im Vergleich zu Heparin mit oder ohne Glycoprotein IIb/IIIa-Hemmer keine Reduktion starker kardiovaskulärer Nebenwirkungen oder Gesamt-Nebenwirkungen.

Medknowledge-Anmerkung: Also, bei den meisten Patienten mit akutem Koronarsyndrom ist Bivalirudin nicht empfehlenswert. Bei Patienten mit erhöhtem Blutungsrisiko kann der Einsatz von Bivalirudin in Erwägung gezogen werden.

1-Leonardi et al. Bivalirudin or unfractionated heparin in patients with acute coronary syndromes managed invasively with and without ST elevation (MATRIX): Randomised controlled trial. BMJ 2016;354:i4935 

2-Siehe auch Koronare Intervention: Vergleich der Zugangswege und Antikoagulation-Strategien zur Reduzierung des Blutungsrisiko bei PCI, 2013 

3-Bivalirudin (Angiox): Thrombin-Hemmer bei KHK und Katheter-Therapie

 

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