Biliäre Pankreatitis: Punktesystem zum Nachweis retinierter Steine im Hauptgallengang, 2015
In einer Studie von 2009 wurden mittels retrospektiver Daten und Analysen fünf Variablen und ihre Grenzwerte gefunden, die einen positiven Vorhersagewert für Steine des Hauptgallengangs (Ductus Choleochus; common bile duct, CBD) bei biliärer Pankreatitis haben. Dabei wurde außerdem ein Behandlungsprotokoll auf Basis eines Punktesystems vorgeschlagen. In einer aktuellen prospektiven Studie wurde die Aussagekraft dieses Punktesystems überprüft (1).
Methoden: Zwischen Oktober 2009 und August 2013 wurden Patienten mit biliärer Pankreatitis in die Studie eingeschlossen. Es wurden jeweils Punktwerte von 0 bis 5 zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Studie festgelegt, wobei jeweils 1 Punkt für jedes erfüllte Kriterium vergeben wurde: CBD ? 9 mm, Gamma-GT ? 350 U/L, Alkalische Phosphatase ? 250 U/L, Gesamt-Bilirubin ? 3 mg/dL und direktes Bilirubin ? 2 mg/dL. Alle CBDs wurden mittels eines intraoperativen Cholangiogramms, einer MR-Cholangiopankreatikografie (MRCP) oder einer endoskopischen retrograden Cholangiopankreatikografie (ERCP) erfasst.
Ergebnisse: Von 84 Patienten hatten 16 Steine im CBD. Ein Punktewert von 0 hatte einen negativen Vorhersagewert (negative predictive value, NPV) von 100% für Steine im CBD. Punktewerte von 1 und 2 hatten einen NPV von 81% bzw. 83%, ein Punktewert von 3 einen NPV von 60%. Ein Wert von 4 hatte einen positiven Vorhersagewert (PPV) von 67%, ein Wert von 5 einen PPV von 100%. Insgesamt betrug die Genauigkeit des Punktesystems 88%.
Fazit: Das Punktesystem ist sehr präzise bei der Vorhersage von Steinen des Hauptgallengangs bei Patienten mit biliärer Pankreatitis. Von den Autoren wird vorgeschlagen, dass Patienten als ersten Schritt in der Behandlung einer biliären Pankreatitis mit 0 Punkten eine laparoskopische Cholezystektomie erhalten sollten, mit 1 und 2 Punkten zusätzlich ein intraoperatives Cholangiogramm, mit 3 und 4 Punkten eine MRCP und mit 5 Punkten eine ERCP. Durch das vorgeschlagene Behandlungsprotokoll konnten negative ERCPs vermieden werden.