Beeinflusst verstrichene Zeit von den ersten Zeichen einer Gastrointestinalblutung bis zur Notaufnahme den Outcome? 2017
Die Autoren einer aktuellen Studie (1) befassten sich mit den Eigenschaften von Patienten, die sich mit oberer gastrointestinalen Blutung (UGIB) in der Notaufnahme vorstellten. Ziel der Studie war die Beurteilung des Zusammenhangs zwischen dem Zeitraum vom Auftreten der UGIB-Symptome bis zur Vorstellung in der Notaufnahme und den Patienteneigenschaften und Outcomes. Es handelt sich dabei um eine prospektive, multinationale Studie.
In die Studie einbezogen wurden aufeinanderfolgende Patienten, die sich mit offener UGIB (Bluterbrechen, kaffeesatzartiges Erbrechen und/oder Teerstuhl) zwischen März 2014 und März 2015 in der Notaufnahme von einem von sechs Krankenhäusern vorstellten. Verschiedene vordefinierte Patienteneigenschaften und Outcomes wurden gesammelt. Eine schnelle Vorstellung definierten die Autoren als einem Zeitraum nach Auftreten von Symptomen von bis zu sechs Stunden.
Bei 2944 einbezogenen Patienten stellten sich 1068 (36%) innerhalb von 6 Stunden in der Notaufnahme vor; 575 Patienten (20%) warteten über 48 Stunden nach Auftreten der Symptome. Die logistische Regressionsanalyse zeigte, dass folgende unabhängige Eigenschaften deutlich im Zusammenhang mit einer schnellen Vorstellung standen: Melaena (Odds Ratio von 0.22); Hämoglobin ?80 g/L (Odds Ratio von 0.47); Beeinträchtigung des Mentalstatus (Odds Ratio von 2.06), Albuminspiegel ?30 g/L (Odds Ratio von 1.437); Bluterbrechen (Odds Ratio von 1.29). Patienten, die sich in einem Zeitraum von bis zu 6 Stunden vorstellten, benötigten im Vergleich zu Patienten mit späterer Vorstellung seltener Bluttransfusionen (286 versus 791 Patienten, 27 versus 42% - dies ergibt einen Unterschied von 15%), was sich durch einen kleineren Anteil an Patienten mit niedrigem Hämoglobinspiegel erklärt; die Autoren fanden keinen Unterschied hinsichtlich der Häufigkeit von blutstillenden Eingriffen (189 versus 371 Patienten, 18 versus 20%), 30-Tages-Sterberate (80 versus 121 Patienten, 7 versus 6%) und Krankenhausaufenthaltsdauer (5.0±0.2 versus 5.0±0.2 Tage).
Fazit: Patienten mit Teerstuhl als einziges Symptom einer oberen gastrointestinalen Blutung verzögern ihre Krankenhausvorstellung. Eine verzögerte Vorstellung steht im Zusammenhang mit niedrigeren Hämoglobinspiegeln und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Bluttransfusion. Sonst fanden die Autoren keine Unterschiede zwischen den Outcomes bei schneller oder verspäteter Vorstellung; somit sollte der verstrichene Zeitraum zwischen Auftreten der Symptome bis zur Patientenvorstellung nicht als Indikator für ein schlechteres Outcome angesehen werden.
Anmerkung: Die Autoren weisen AUSDRÜCKLICH darauf hin, dass Patienten mit später Vorstellung mit demselben Maß an Aufmerksamkeit gehandhabt werden sollten, wie Patienten mit schnellerer Vorstellung in der Notaufnahme.