Antibiotikabehandlung bei unkomplizierter Lungenentzündung - kurz oder lang? 2017

Um die Entstehung von resistenten Keimen zu reduzieren, empfehlen die aktuellen Praxisleitlinien bei unkomplizierter Lungenentzündung die kurzmöglichste wirksame Antibiotikabehandlung. Die Autoren einer aktuellen US-amerikanischen Studie untersuchten die nationalen Behandlungszeiten bei Lungenentzündung.

Es handelt sich um eine retrospektive Auswertung des Medikamentenverbrauchs, die an dreizig medizinischen Zentren verlief ("Veterans Affairs medical centers").
Die Autoren durchführten eine manuelle Überprüfung der elektronischen Patientenakten der einbezogenen Patienten; dabei handelte es sich um stationäre Patienten, die bei Entlassung die Diagnose einer ambulant-erworbenen Pneumonie (CAP, comunnity acquired pneumonia) oder einer nosokomialen Pneumonie (HCAP, health care associated pneumonia) aufwiesen.
Als angemessene CAP-Behandlungsdauer definierten die Autoren ein Minimum von fünf Tagen mit bis zu drei zusätzlichen Tagen ab klinischer Stabilisierung des Patienten. Bei Patienten mit HCAP wurde die angemessene Behandlungsdauer als acht Tage definiert.
Die Autoren berücksichtigten folgende Parameter: Dauer der intravenösen oder oralen stationären Antibiotikabehandlung, Dauer der bei Entlassung verschriebenen oralen Antibiotikabehandlung, Infektion durch Clostridium difficile, Krankenhauswiederaufnahme und Sterberaten.
Von 3881 eingewiesenen Patienten mit Lungenentzündung entsprachen 1739 den Einschlusskriterien der Studie (1195 CAP-Fälle und 544 HCAP-Fälle).
Insgesamt 13,9% der Patienten (6,9% der CAP-Fälle und 29% der HCAP-Fälle) erhielten eine Therapiedauer, die den Leitlinien entsprach. Die mittlere Behandlungsdauer lag bei 4 Tagen (Interquartilabstand von 3-6Tagen) bei stationärer intravenöser Behandlung, bei einem Tag (Interquartilabstand von
0-3Tagen) bei stationärer oraler Behandlung und bei 6 Tagen (Interquartilabstand von 4-8 Tagen) bei ambulanter oraler Behandlung. Eine Infektion durch Clostridium difficile trat nur selten auf, jedoch häufiger bei Patienten mit leitliniengerechter Behandlungsdauer. Es konnte kein Zusammenhang zwischen Behandlungsdauer und Wiederaufnahme oder Sterberate nachgewiesen werden.
Fazit: Antibiotika werden häufig für einen längeren Zeitraum verschrieben, als die Praxisleitlinien empfehlen. Der größte Anteil der übermäßigen Behandlung erfolgt nach Entlassung der Patienten. Die Autoren schließen daraus, dass neue Strategien benötigt werden, um bei Entlassung die unnötige Verschreibung von Antibiotika zu reduzieren.

1-Madaras-Kelly et al. Total duration of antimicrobial therapy in veterans hospitalized with uncomplicated pneumonia: Results of a national medication utilization evaluation. J Hosp Med. 2016 Dec;11(12):832-839

Weitere Artikel

Entdecke weitere interessante Beiträge

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Erhalten Sie wöchentlich die neuesten medizinischen Artikel, Stellenangebote und Updates direkt in Ihr Postfach.

Kostenlos und jederzeit kündbar. Datenschutz ist garantiert.