Akuter Herzinfarkt: Mehrgefäß-Angioplastie unter fraktionierter Flussreserve-Kontrolle (FFR), 2017

Aktuelle Studie in "NEJM": Bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt (STEMI) wird der Outcome durch percutane Koronarintervention (PCI) zur Wiederherstellung des Blutflusses in der betroffenen Koronararterie verbessert. Der Einsatz der PCI bei nicht infarktverursachenden Koronararterien ist umstritten.

In dieser Studie wurden 885 Patienten mit STEMI, Mehrgefäßerkrankung und primärer PCI einer infarktverursachenden Koronararterie eingeschlossen.
Die Patienten wurden in 1:2 Randomisierung zwei Gruppen
zugeteilt: entweder einer vollständigen Revaskularisierung der nicht infarktverursachenden Koronararterien unter Kontrolle der fraktionierten Flussreserve (FFR) (295 Patienten) oder PCI ohne Revaskularisierung der nicht infarktverursachenden Koronararterien (590 Patienten). Die FFR wurde in beiden Gruppen durchgeführt. In der zweiten Gruppe waren die Ergebnisse der FFR für Patienten und behandelnde Kardiologen verblindet. Als primärer kombinierter Endpunkt wurde das Auftreten von Tod jeglicher Ursache, nicht-tödlicher Myokardinfarkt, Revaskularisierung und zerebrovaskuläre Ereignisse nach 12 Monaten bestimmt. In der Gruppe mit PCI nur der infarktverursachenden Koronararterie wurde eine klinisch indizierte elektive Revaskularisierung innerhalb von 45 Tagen nach primärer PCI nicht als Ereignis gewertet.
23 Patienten der Gruppe mit kompletter Revaskularisierung und 121 Patienten der Gruppe mit Behandlung nur der infarktverursachenden Koronararterie ohne vollständige Revaskularisierung erreichten den primären Outcome. Dies entspricht 8 bzw. 21 Ereignisse pro 100 Patienten (Hazard Ratio, 0,35; p<0,001). Ein Vergleich der Ergebnisse der Gruppe mit kompletter Revaskularisierung únd der Gruppe mit Revaskularisierung nur der infarktverursachendenen Koronararterie ergab folgende Ergebnisse: Tod von 4 Patienten versus 10 Patienten (1,4 % vs. 1,7 %; Hazard Ratio, 0,80), Myokardinfarkt bei 7 versus 28 Patienten (2,4 % vs. 4,7 %; Hazard Ratio, 0,50), Revaskularisierung bei 18 versus 103 Patienten (6,1 % vs. 17,5 %; Hazard Ratio, 0,32) und zerebrovaskuläre Ereignisse bei 0 versus 4 Patienten (0 vs. 0,7 %). Bei zwei Patienten traten schwerwiegende Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der FFR auf, beide in der Gruppe mit Behandlung nur der infarktverursachenden Koronararterie.
FAZIT: Bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt (STEMI) und Mehrgefäßerkrankung mit primärer percutaner Koronarintervention (PCI) einer infarktverursachenden Koronarterie reduzierte die zusätzliche vollständige Revaskularisierung der nicht infarktverursachenden Koronararterien unter Kontrolle der fraktionierten Flussreserve (FFR) im akuten Setting das Risiko von Tod und Revaskularisation und Schlaganfall, verglichen mit den Patienten, bei denen nur die infarktverursachende Konorararterie behandelt wurde. Das Ergebnis wurde hauptsächlich durch die Verringerung der nachfolgenden Revaskularisierung erreicht.

1-Smits et al for the Compare-Acute Investigators. Fractional flow reserve-guided multivessel angioplasty in myocardial infarction. N Engl J Med, 03/2017

2-Fraktionelle Flussreserve (FFR)

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