2014 hatten wir eine Studie vorgestellt, die zeigte, dass Ketamin akut aggressiv-delirante Patienten unter ambulanten Bedingungen in Rettungswagen-Einsätzen sicher und effektiv sedieren kann (2). Aktuell untersuchte eine weitere US-Studie in „Annals of Emergency Medicine" die Wirksamkeit von Ketamin bei schwer agitierten Patienten in der Notaufnahme, die auf die üblichen Sedativa nicht angesprochen hatten (1).
Info: Ketamin ist ein Narkosemittel, welche zum Sedieren und zur Schmerztherapie vor allem in der Anästhesie eingesetzt wird. Ketamin führt aber verglichen mit Propofol nicht zu einer respiratorischen Insuffienz. Es hat aber eine relativ lange Halbwertszeit und kann psychotrope Nebenwirkungen (wie Pseudohalluzationen) verursachen.
In die Studie waren Patienten aus der Notaufnahme von 2 Krankenhäusern während einer 27-monatigen Laufzeit involviert. Schwer agitierte Patienten hatten nach einem spezifischen Protokoll zunächst als Erstlinientherapie das Neuroleptikum Droperidol (10mg im) alleine, oder auch in Kombination mit Benzodiazepinen, oder auch Midazolam-Monotherapie (Dormicum, wird auch in Deutschland häufig zur Sedierung iv verabreicht) erhalten.
Insgesamt 49 Patienten (Alter durchschnittlich 38 Jahre; bei 20 Patienten sogar Polizei-Präsenz erforderlich) hatten auf die initiale Sedierung nicht angesprochen, diese erhielten dann Ketamin im (mittlere Dosierung 300mg, von 50 bis 500mg).
Ketamin wirkte im Mittel innerhalb von 20 Minuten.
Von den 49 Patienten waren 5 Patienten (10%) auch 2 Stunden nach der Ketamin-Gabe immer noch nicht sediert, oder brauchten nach einer Stunde zusätzliche Sedierung. 4 dieser 5 Patienten hatten Ketamin < 200mg erhalten.
3 Patienten (6%) hatten Nebenwirkungen: 2 Erbrechen und 1 Sauerstoff-Sättigungsabfall jedoch mit Ansprechen auf Sauerstoff-Gabe.
Fazit: Ketamin scheint bei stark-agitierten Patienten in der Notaufnahme, die auf die übliche Sedierungstherapie nicht angesprochen hatten, effektiv und sicher zu sein. Eine Dosis von 4 bis 5mg/kg i.m. wird empfohlen. Niedrigere Ketamin-Dosen < 200mg sind häufiger mit Therapieversagen assoziiert.
2- Ambulantes Management der aggressiven und deliranten Patienten mit Ketamin, 2014