Die periphere arterielle Verschlusskrankheit ist eine weltweit verbreitete Erkrankung, die auf Arteriosklerose zurück zu führen ist. Betroffene haben Schmerzen beim Gehen und müssen oftmals Stehen bleiben, weshalb diese Erkrankung auch Schaufensterkrankheit genannt wird. Bei schweren Verlaufsformen mit ischämischen Schmerzen in Ruhe oder beim Kurzstrecke-Gehen, sowie bei nicht heilenden Wunden oder Geschwüren, ist die einzige Therapie eine operative Revaskularisation. Hierbei wird die Verengung im Blutgefäß entweder aufgedehnt und ein erneuter Verschluss mittels eines Stents/einer Gefäßprothese verhindert oder es wird ein Bypass angelegt. Die Revaskularisation der unteren Extremität bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit hat oftmals als Ziel, die Gehfähigkeit und somit einen Schlüsselaspekt funktionaler Unabhängigkeit der Patienten zu erhalten. Zur funktionalen Unabhängigkeit zählen beispielsweise Aspekte wie Selbstversorgung, Fortbewegung, Kontinenz und Transfer. Die Outcomes nach chirurgischer Intervention bei Patienten mit hochgradiger funktionaler Abhängigkeit sind wenig erforscht.
Ziel einer aktuellen Studie (1) war es den funktionellen Status, sowie Veränderungen bezüglich der Gehfähigkeit und das Überleben nach einer operativen Revaskularisation der unteren Extremitäten bei Pflegeheimbewohnern in den USA zu ermitteln. Hierfür konnten durch Medicare Claims Daten vom Zeitraum 2005 bis 2009, Pflegeheimbewohner, die eine Revaskularisation der unteren Extremität erhielten, identifiziert werden. Anhand des Minimum Data Set For Nursing Homes Activities of Daily Living Summary Score, analysierten Wissenschaftler Veränderungen in der Gehfähigkeit und im funktionellen Status nach einer chirurgischen Intervention. Der MDS Score hilft bei der Einschätzung, inwieweit ein Pflegeheimbewohner alltägliche Aufgaben noch bewältigen kann, ob er dabei Hilfe benötigt und wie seine körperliche Beschaffenheit ist.
Zudem wurden Patienten- und Operationscharakteristika, die mit einer klinischen und funktionellen Verschlechterung wie Tod oder dem kompletten Verlust der Gehfähigkeit assoziiert waren, ein Jahr nach der chirurgischen Intervention analysiert. Eingeschlossen wurden alle Pflegeheimbewohner in Pflegeheimen in den USA, die Mitglieder bei Medicare oder Medicaid sind und eine Revaskularisation der unteren Extremität erhielten. Gemessen wurden funktioneller Status, Gehfähigkeit und Tod. Medicare und Medicaid sind Krankenversicherungen bzw. Gesundheitsfürsorgeprogramme für ältere und behinderte Bürger in den USA.
Während der Studie erhielten 10784 Langzeit-Pflegeheimbewohner eine Revaskularisation der unteren Extremität. Vor der chirurgischen Intervention konnten 75% nicht laufen. 40% hatten eine funktionelle Verschlechterung. Ein Jahr nach der Operation waren 51% verstorben, 28% konnten nicht mehr gehen, 32% erlitten einen funktionellen Rückgang. Unter 1672 Bewohnern, die vor der OP laufen konnten, verstarben 63% oder konnten nach einem Jahr nicht mehr laufen. Von 7188 Probanden ohne Gehfähigkeit, verstarben 89% oder konnten weiterhin nicht mehr gehen.
Nach Anpassung der klinischen Variablen zeigte sich, dass es mehrere unabhängige Faktoren, die mit dem Tod oder mit dem Verlust der Gehfähigkeit verbunden waren, gibt. Diese sind das Alter (80 Jahre oder älter), kognitive Einschränkung, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, Notoperationen, Unfähigkeit zu Gehen vor der Operation und ein Rückgang in den Aktivitäten des täglichen Lebens vor dem chirurgischen Eingriff.
Fazit: Nur wenige Pflegeheimbewohner in den USA, bei welchen eine Revaskularisation der unteren Extremitäten durchgeführt wurde, sind nach einem Jahr noch am Leben und gehfähig. Die Meisten, die noch leben, profitierten hinsichtlich eines Funktionsgewinns wenig bis gar nicht von der Operation.