Frei# Die Ärzte haben oft Bedenken, bei COPD-Patienten für Indikationen wie Hypertonie Beta-Blocker zu verschreiben, da Betablocker Bronchospasmus bei chronisch-obstruktiver Lungenkrankheit auslösen könnten. In den letzten Jahren sind Studien (2) erschienen, dass vor allem kardioselektive Betablocker (wie Metoprolol, Atenolol) von COPD-Patienten gut toleriert werden, die gleichzeitig Herz-Kreislaufkrankheiten hatten. Eine aktuelle Studie (1) in der Fachzeitschrift BMJ untersuchte den Effekt der Beta-Blocker auf Mortalität bei Herzinfarkt-Patienten mit COPD.
Dafür haben Wissenschaftler die Daten von englischen nationalen Datenbanken (MINAP: Myocardial Ischaemia National Audit Project / GPRD: General Practice Research Database) in der Zeit zwischen 2003 bis 2008 analysiert. Es wurde die Mortalität der Herzinfarkt-Patienten mit COPD nach der Frage der Betablocker-Anwendung ja/nein untersucht. Die Ergebnisse wurden nach den Co-Variablen Alter, Geschlecht, Raucher-Status, weitere Medikamente, Komorbiditäten und Herzinfarkt-Schwere statistisch korrigiert.
Die Analysen zeigten, dass 1063 COPD-Patienten, die im Krankenhaus Betablocker erhalten hatten, im Vergleich zu COPD-Patienten ohne Betablocker-Anwendung ein niedriges Mortalitätsrisiko (HR 0.50) aufwiesen. COPD-Patienten, die vor dem Herzinfarkt bereits auf Beta-Blocker eingestellt waren, hatten ebenfalls einen Überlebensvorteil (HR 0.59). Auch nach Entlassung aus dem Krankenhaus hielt der schützende Effekt von Beta-Blockern an (HR 0.64).
Fazit: Die Anwendung von Beta-Blocker während der Hospitalisation aufgrund eines akuten Herzinfarkts hat das Überleben der COPD-Patienten eindeutig verbessert.
Medknowledge-Anmerkung: Es gibt keinen Grund COPD-Patienten, Beta-Blocker bei entsprechender Indikation zu enthalten, und erst Recht nicht nach einem Herzinfarkt. Zumal es kardioselektive Betablocker wie Metoprolol gibt, welcher in Deutschland relativ häufig eingesetzt wird.
2-Aufstieg und Fall eines Mythos: Sind Beta-Blocker bei COPD kontraindiziert? 2011