Die Blutkulturen fallen bei Kindern mit Pneumonie oft negativ aus. Eine aktuelle Studie in "Journal of Pediatrics" untersuchte bei Kindern mit ambulant erworbener Pneumonie die klinische Anwendung und Kosteneffektivität der Abnahme der Blutkulturen. Des Weiteren wurden nach klinischen Risikofaktoren gesucht, bei denen häufiger eine Bakteriämie auftritt und die Blutkulturen öfter positiv ausfallen.
Nach Literaturrecherche zu dem Thema entwickelten die Autoren zwei Modelle zur klinischen Entscheidungsfindung für Abnahme der Blutkulturen.
Bei dem Standard-Modell wurde entsprechend der Empfehlung der Leitlinien bei jedem Kind mit ambulant erworbener Pneumonie, Blutkulturen abgenommen. Bei dem Abnahme-nach-Risiko-Modell (Interventions-Modell) wurden bei Patienten mit Risikofaktoren (Säuglinge, Immunschwäche, schwerer septischer Verlauf, Pleuraerguss, chronische Krankheiten usw.) Bakteriämie Blutkulturen entnommen.
Die Ergebnisse zeigten, dass Blutkultur-Abnahme nach Risikofaktoren wesentlich kosteneffektiver als die Standard-Vorgehensweise war.
Das Risiko, eine Bakteriämie zu übersehen, betrug in der Blutkultur-nach-Risiko-Gruppe lediglich 0.07 Fälle pro 100 Patienten.
In der Standardmodell-Gruppe mussten 118 Blutkulturen abgenommen werden, um einen Bakteriämie-Fall zu diagnostizieren, in der -nach-Risiko-Gruppe dagegen 42 Blutkulturen.
Fazit: Eine gezielte Vorgehensweise bei hospitalisierten Kindern mit ambulant-erworbener Pneumonie, in der Blutkulturen nur bei Vorliegen von Risikofaktoren zur Diagnose einer Bakteriämie und zum Nachweis spezifischer Erreger abgenommen werden, ist klinisch wirksam, kostensparend und reduziert unnötiges Testing.
Medknowledge-Anmerkung: Dieses gezielte Vorgehen kann vermutlich auch bei Erwachsenen mit ambulant erworbener Pneumonie angewendet werden. In Deutschland werden Blutkulturen oft bei septischen Temperaturen und bei Nicht-Ansprechen auf die Antibiotika-Therapie abgenommen.