Die optimale Dauer der dualen Plättchenhemmung nach medikamenten-freisetzender Stent-Implantation während PCI wird momentan kontrovers diskutiert. Die US-Leitlinien empfehlen derzeit mindestens eine 12-monatige duale Therapie (z.B. ASS + Clodipogrel oder auch Ticagrelor). Eine aktuelle Meta-Analyse (1) in „BMJ" untersuchte die Vorteile/Nachteile der kurzzeitigen ( < 12 Monate) mit der verlängerten ( > 12 Monate) dualen Therapie.
Die Autoren analysierten insgesamt die Daten von 10 randomisierten Studien zum Thema. Die Ergebnisse:
Verglichen mit der Standard-Therapiedauer (12 Monate) reduzierte eine kurzzeitige duale Thrombozytenhemmung ( < 12 Monate) die Blutungs-Häufigkeit (OR 0,58), ohne die ischämische Komplikationen zu erhöhen.
Eine verlängerte duale Therapie (> 12 Monate) wiederum verringerte das Risiko für Herzinfarkt (OR 0.53) und Stent-Thrombose (OR 0.33), erhöhte jedoch dafür das Blutungsrisiko (1.62).
Die Autoren schlussfolgern, dass eine kürzere duale antithrombotische Therapie im Vergleich zur Standardtherapie mit 12-monatiger Dauer die Blutungsrate reduziert, ohne das Herzinfarkt-Risiko zu steigern. Bei selektierten Patienten mit niedrigem Blutungsrisiko und erhöhtem Herzinfarkt-Risiko kann eine verlängerte duale Plättchenhemmung in Betracht gezogen werden.
Anmerkung: Der richtige Weg scheint die patientenindividuelle Entscheidung für die Dauer der dualen Plättchenhemmung nach Stenting zu sein. Inzwischen gibt es mehrere Scores, mit deren Hilfe bei einzelnen Patienten das Herzinfarkt- und Blutungsrisiko relativ schnell erfasst werden könnte.