Frei# Diese populationsbasierte retrospektive Kohortenstudie untersuchte in Akutkrankenhäusern in Ontario, Canada zwischen 2003 und 2010 die Raten und Risikofaktoren für einen verlängerten postoperativen Bedarf an Opioiden bei opioidnaiven Patienten, die große elektive Operationen erhalten hatten.
Es nahmen 39140 Patienten, die 66 Jahre oder älter waren, an der Studie teil. Die Patienten erhielten kardiale, intrathorakale, intra-abdominelle Operationen oder Operationen im Beckenbereich. Der Endpunkt war der verlängerte Bedarf an Opioiden nach Entlassung. Ein verlängerter Bedarf wurde als ambulante Weiterverschreibung von Opioiden über mehr als 90 Tage postoperativ definiert.
Von den 39140 Patienten in der gesamten Kohorte wurden 49,2% (n=19 256) mit einer Verschreibung eines Opioids aus dem Krankenhaus entlassen. 3,1% (n=1229) nahmen über mehr als 90 Tage nach der Operation weiterhin Opioide ein. Nach der Risikoanpassung mit dem multivariablen logistischen Regressionsmodell, waren ein jüngeres Alter, ein geringeres Einkommen, spezifische Komorbiditäten (Diabetes, Herzinsuffizienz, pulmonale Erkrankungen) und der präoperative Gebrauch von bestimmten Medikamenten (Benzodiazepine, selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI), ACE-Hemmer) mit einem verlängerten Opioidgebrauch assoziiert. Die Art der Operation war ebenso stark mit einem verlängerten Opioid-Gebrauch assoziiert. Verglichen mit offenen radikalen Prostatektomien waren sowohl offene als auch minimal invasive Eingriffe am Thorax mit einem signifikant höheren Risiko assoziiert (Odds Ratio 2,58 (Prostatektomien) und 1,95 (Thorax-Operationen).
Im Gegensatz dazu waren offene und minimal invasive große gynäkologische Operationen mit einem signifikant geringeren Risiko assoziiert (respektive 0,73 und 0,45).
FAZIT: Ungefähr 3% der vorherigen opioidnaiven Patienten nahmen Opioide für länger als 90 Tage nach einer großen elektiven Operation ein. Die Ursachen für die verlängerte Opioideinnahme sind spezifische Patienten- und operative Charakteristika. Mit den Ergebnissen dieser Studie können bei der postoperativen Gabe von Opioiden Subgruppen definiert und beachtet werden, bei denen bestimmte Interventionen geplant werden müssen, um eine langfristige Abhängigkeit von Opioiden zu verhindern.