Frei#  Obwohl eine eine therapeutische Proktokolektomie mit ileoanaler Pouch-Anastomose (IPAA) das Risiko einer kolorektalen Neoplasie bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn) wesentlich reduziert, können nachfolgend Pouch-Neoplasien auftreten. Es gibt nur wenige Daten zu den Risikofaktoren und zur Inzidenz der Pouch-Neoplasie, und keinen Konsens zur Notwendigkeit einer Überwachung des Pouches. In einer aktuellen Studie (1) untersuchen die Autoren die kumulative Inzidenz der Pouch-Neoplasie bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen, und die möglichen Risikofaktoren für die Entstehung einer Pouch-Neoplasie.

Die Autoren durchsuchten die niederländische Pathologie-Datenbank (PALGA,"Pathologisch-Anatomisch Landelijk Geautomatiseerd Archief) und erfassten die Daten aller Patientin mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung und ileoanaler Pouch-Anastomose in den Niederlanden, von Januar 1991 bis Mai 2012. Anhand dieser Daten, kalkulierten die Autoren die kumulative Inzidenz der Pouch-Neoplasie und durchführten eine Fall-Kontroll-Studie, um die Risiko Faktoren zu identifizieren.

Demografische und klinische Variablen wurden mit univariablen und multivariablen Cox Regressionen analysiert.

Es wurden 1200 Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung und ileoanaler Pouch-Anastomose identifiziert. Pouch-Neoplasien traten bei 25 Patienten auf (1,83%), darunter 16 Adenokarzinome. Die jeweilige kumulative Inzidenz nach 5, 10, 15 und 20 Jahren lag bei 1,0%, 2,0%, 3,7% und 6,9% für Pouch-Neoplasien und bei 0,6%, 1,4%, 2,1% und 3,3% für Pouch-Karzinome. Der einzige identifizierbare Risikofaktor für eine Pouch-Neoplasie war eine vorausgegangene kolorektale Neoplasie. Der Hazard Ratio lag bei 3,76 für vorausgegangene Dysplasie und 24,69 für vorausgegangenes Karzinom.

Fazit: Die Inzidenz der Pouch-Neoplasie bei Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung ohne einen Dickdarmkrebs in der Anamnese ist relativ gering. Bei Patienten mit vorausgegangener Dysplasie oder kolorektalem Karzinom ist das Risiko einer malignen Pouch-Neoplasie jedoch ca. 4- und 25-fach erhöht.

1. Die restaurative Proktokolektomie mit ileoanaler Pouch-Anastomose (IPAA) ist ein operatives Verfahren, bei dem der komplette Dickdarm samt Mastdarm entfernt wird. Der Analkanal samt Schließmuskelapparat wird belassen. Aus dem terminalen Ileum wird eine Tasche („Pouch") gebildet, welche als Stuhlreservoir dient und mit dem Analkanal anastomosiert wird. Es handelt sich um die Standardoperation bei Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung, mit z.B. medikamentös nicht beherrschbarer Krankheitsaktivität, Wirkverlust von Medikamenten, langem Krankheitsverlauf, Neoplasie (oder Vorstufen).

2. Bei längerem Verlauf gilt die Kolitis als Präkanzerose und stellt ein Karzinomrisiko von etwa 7% in 10 Jahren und 25% in 20 Jahren dar.

1-Derikx LAAP et al. Prior colorectal neoplasia is associated with increased risk of ileoanal pouch neoplasia in patients with inflammatory bowel disease. Gastroenterology 2014 Jan; 146:119

 

 

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