Frei# Kardiovaskuläres Risiko unter zielgerichteter Therapie mittels Niacin, Fibraten oder CETP-Inhibitoren zur Steigerung von HDL-Cholesterin. Eine Metaanalyse randomisierter kontrollierter Studien mit 117411 Patienten.
Nach wie vor werden neue therapeutische Möglichkeiten bei Gefäßveränderungen durch Atherosklerose gesucht. Ein neuer Ansatz zielt darauf ab, die Plasmaspiegel von HDL-Cholesterin zu erhöhen, weil hierfür eine inverse Korrelation mit dem Auftreten koronarer Ereignisse beschrieben ist. Für die drei Substanzgruppen Niacin, Fibrate und Hemmer des Cholesterol-Ester-Transfer-Proteins (CETP; 2), eine relativ neue Klasse der Cetrapibe, wurde im Vorfeld beschrieben, dass sie zu einem Anstieg von HDL-Cholesterin führen.
Eine aktuelle Metaanalyse (1) untersucht den Einfluss einer medikamentösen Steigerung von HDL-Cholesterin auf den kardiovaskulären Outcome. Ausgewertet wurden Studien zum therapeutischen Nutzen von Niacin, Fibraten und CETP (Cholesterol-Ester-Transfer-Protein)-Hemmern hinsichtlich kardiovaskulärer Ereignisse (Gesamtmortalität, Mortalität aufgrund koronarer Herzerkrankung, nicht-fataler Myokardinfarkt und Schlaganfall). Betrachtet wurden Studien mit und ohne Statin-Gabe.
Die Metaanalyse untersuchte die Daten von 117?411 Patienten aus 39 randomisierten Studien.
Alle Behandlungen führten zur Steigerung des HDL-Cholesterins.
Die Gesamtmortalität war durch Niacin (Odds Ratio 1,03; p=0,59), Fibrate (0,98; p=0,66) oder die CETP-Hemmer (Dalcetrapib, Anacetrapib, Torcetrapib) (1,16; p=0,19) nicht signifikant beeinflusst.
Ebenfalls zeigte sich kein signifikanter Effekt auf die Mortalität durch kardiovaskuläre Herzerkrankungen beim Einsatz von Niacin (0,93; p=0,44), Fibraten (0,92; p=0,19) oder CETP-Hemmern (1,00; p=0,99).
Auch zeigte sich keine signifikante Beeinflussung der Schlaganfallrate durch Niacin (0,96; p=0,72), Fibrate (1,01; p=0,84) oder CETP-Hemmer (1,14; p=0,29).
In Studien bei denen Patienten keine Statine erhielten, also Studien aus einer Zeit vor der Statin-Ära, war Niacin mit einer signifikanten Risiko-Reduktion für nicht-fatalen Myokardinfarkt assoziiert (0,69; p=0,0004). Studien aus einer Zeit, als bereits Statine verabreicht wurden, zeigen unter Niacin allerdings keinen signifikanten Effekt (0,96; p=0,52). Dabei fand sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Subgruppen (p= 0,007). Der gleiche Trend findet sich unter Fibraten für nicht-fatalen Myokardinfarkt: ohne Statin-Behandlung ergab sich ein Effekt (0,78, p<0,001), mit Statin-Behandlung aller oder einiger Patienten ergab sich kein signifikanter Effekt (0,83; p=0,07)(p = 0,58 für die Differenz).
FAZIT: KEINER der drei hochwirksamen Substanzklassen zur Steigerung des HDL-Cholesterins (Niacin, Fibrate und CETP-Hemmer) verringerte bei Patienten mit Statin-Behandlung die Gesamtmortalität, Mortalität aufgrund koronarer Herzerkrankung, Myokardinfarkt oder das Schlaganfallrisiko. Beobachtungsstudien legen damit eine zu einfache Hypothese nahe, gemäß derer eine pharmakologisch erreichte Steigerung des HDL-Levels ganz allgemein kardiovaskuläre Ereignisse verringern soll. In der aktuellen Situation mit häufiger Statingabe aufgrund von Dyslipidämie wird dieses Konzept von etlichen Studien zu Niacin, Fibraten und CETP-Hemmern nicht gestützt.
2-Siehe auch: Anacetrapib: CETP-Hemmer zur Cholesterinsenkung