Nächtliches Bettnässen ist eine der am häufigsten Auftretenden Komplikationen des Kindesalters und betriff bis zu 9% der 5-10 Jährigen. Ultraschalluntersuchung zur Abklärung von eventuell vorliegenden Organschäden- und/oder Anomalien bei bettnässenden Kindern werden in der Regel nicht routinemäßig durchgeführt, obwohl Leitlinien diese Vorgehensweise empfehlen.
In einer aktuellen Studie (1) untersuchten Wissenschaftler, wie häufig sich urologische Organanomalien der Niere bzw. Blase in einer Ultraschallsonographie zeigten. (Anmerkung: Primärem nächtlichem Bettnässen können verschiedene organische und nicht-organische Ursachen zu Grunde liegen, u.a. nächtliche Polyurie, reduzierte Blasenkapazität, aber auch Verschluss der oberen Atemwege und Schlafstörungen.)
Untersucht wurden Kinder, welche unter primärer nächtlicher Enurese leiden, sowie Kinder ohne vergleichbare Symptome (Kontrollgruppe).
Die Daten wurden retrospektiv von Kinder im Alter von 5-17 Jahren gesammelt. Die Untersuchungsgruppe wurde zuvor klinisch auf das Vorliegen von primärem nächtlichem Bettnässen untersucht. Kinder in der Kontrollgruppe (Geschlecht und Alter angepasst) hatten ebenfalls eine Ultraschalluntersuchung erhalten, bei welcher jedoch nicht die Niere oder Blase im Vordergrund stand. Hinsichtlich der Beurteilung der Ergebnisse war bei Vorliegen von Anomalien der Niere und/oder Blase vor allem die Notwendigkeit einer Intervention und/oder einer Nachsorgeuntersuchung relevant.
Anomalien der Niere und oder/oder Blase wurden bei Kindern nächtlichem Bettnässen mehr als doppelt so häufig gefunden (12.52% vs. 5.38%, P=0.004), allerdings war der Großteil an befunden ohne klinische Relevanz.
Lediglich 4 Kinder (1.43% der Kinder mit Anomalitäten in der Ultraschallsonographieuntersuchung) benötigten eine weitere Behandlung, 8 Kinder (2.87%) benötigten eine Nachsorgeuntersuchung. Diese Raten waren nicht signifikant unterschiedlich im Vergleich zur Kontrollgruppe. Allerdings waren Kinder mit nächtlichem Bettnässen und Vorliegen von Anomalien der Niere/Blase deutlich behandlungsresistenter im Vergleich zu Kinder ohne entsprechende Ultraschallbefunde (P?=?0.002).
Fazit: Lediglich eine geringe Anzahl der Ultraschalluntersuchungen identifizierte behandlungsbedürftige Anomalien von Niere/Blase bei Kindern mit nächtlichem Bettnässe. Die vergleichsweise große Anzahl von klinisch irrelevanten Befunden könnte zu unnötigen weiteren Untersuchungen führen und auch die Besorgnis der Eltern unnötig strapazieren. Eine gründliche Anamnese sowie die Dokumentation täglicher Blasenentleerungen könnten bereits ausreichende Information zur klinischen Beurteilung von Kindern mit nächtlichem Bettnässen liefern. Allerdings sollte insbesondere bei behandlungsresisten Patienten eine Organanomalien der Niere und/oder Blase in Erwägung gezogen und ggf. mittels Ultraschalluntersuchung abgeklärt wurden.
Nachtrag - Nächtliches Bettnässen der Kinder: Eine weitere Studie (2) hat gezeigt, dass Desmopressin (verwandt mit antidiuretischem Hormon, ADH) in Kombination mit einem Anticholinergikum (in der Studie Propiverin) zur Therapie der primären monosymptomatischen nocturnalen Enuresis effektiver als Desmopressin-Monotherapie ist. Desmopressin (Vasopressin).