Frei# Zu den bekannten schwerwiegenden Nebenwirkungen von atypischen Antipsychotika zählt auch das akute Nierenversagen unbekannter Ursache. Es wurde insbesondere bei der Gabe von Quetiapin (Seroquel), Risperidon (Risperdal) und Olanzapin (Zyprexa) beschreiben.
Eine aktuelle populationsbasierte Studie untersuchte den Zusammenhang von atypischen Antipsychotika und dem Auftreten von akuten Nierenversagen, sowie weiterer Nebenwirkungen Hypotension, akute Harnverhaltung, neuroleptisches malignes Syndrom und Rhabdomyolyse.
Patienten ab 65 Jahre, die ein orales atypisches Antipsychotikum verschrieben bekommen hatten (2003-2012, n= 97 777), wurden 1:1 mit Patienten vergleichbaren Alters gepaart und hinsichtlich des Auftrittsrisikos der genannten Nebenwirkungen verglichen.
Der primäre Endpunkt war die Hospitalitätsrate aufgrund von akuten Nierenversagens binnen 90 Tagen nach Verschreibung von Antipsychotika. Die Diagnose wurde sowohl klinisch als auch zum Vergleich mittels des Serumkreatininwertes in einer Subgruppe gestellt.
Im Ergebnis wiesen Patienten unter Antipsychotika ein höheres Risiko auf (relatives Risiko 1.73). Ein vergleichbares Ergebnis wurde bei der Patientengruppe gefunden, deren akutes Nierenversagen basierend auf dem Serumkreatininwert diagnostiziert worden war (5.46% im Vergleich zur Kontrollgruppe mit 3.34%, relatives Risiko 1.70, absolute Risikosteigerung 2.12%).
Des Weiteren waren Antipsychotika mit Hypotension (relatives Risiko 1.91), akuter Harnverhaltung (relatives Risiko 1.98) sowie ein höheren Gesamtmortalität (relatives Risiko 2.28) assoziiert.
Fazit: Atypische Neuroleptika sind mit einem erhöhten Risiko für aktuelles Nierenversagen und weiterer Nebenwirkungen assoziiert, welche im Zusammenhang mit akutem Nierenversagen stehen. Dieser Befund untermauert derzeit herrschende Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Verschreibung von atypischen Antipsychotika bei älteren Patienten.
Anmerkung: Der Vergleich hinsichtlich der Gesamtmortalität ist schwer zu beurteilen, da psychiatrische Patienten allgemein eine höhere Mortalitätsrate aufweisen und diese zudem stark mit dem Schweregrad der psychiatrischen Erkrankung einhergeht. Die Ergebnisse könnten dadurch verzerrt sein und nicht primär durch die Antipsychotikagabe bestimmt sein.