Frei# Bei den in der Notaufnahme vorstelligen Kindern wird oftmals eine Gehirnerschütterung festgestellt. Eine aktuelle Studie (1) untersuchte, ob die ausgegebenen Anweisungen nach Entlassung befolgt werden.
Hierzu wurde zwischen November 2011 und November 2012 eine prospektive Kohortenstudie in einer Kindernotaufnahme eines regionalen Stufe1 Trauma-Zentrums durchgeführt, in dem jährlich 35000 Patienten behandelt werden. Die in die Studie eingeschlossenen Patienten waren im Alter von 8 bis 17 Jahren und wurden aus der Notaufnahme mit der Diagnose Gehirnerschütterung entlassen. Die Ausschlusskriterien der Studie umfassten kürzlich (innerhalb der letzten 3 Monate) erfolgte Diagnose einer Kopfverletzung, stationäre Behandlung, intrakranielle Verletzung, Schädelfraktur, Verdacht auf Selbstschädigung und vorbestehende neurologische Probleme. Die Teilnehmer wurden zunächst in der Ambulanz überwacht und erhielten bei Entlassung vom behandelnden Arzt standardisierte Anweisungen aufgrund der Gehirnerschütterung. Das Follow-up erfolgte per Telefon 2 und 4 Wochen nach Abschluss der Behandlung in der Notaufnahme.
Insgesamt schloss die Studie 150 Kinder ein, von denen sich ein Großteil die Gehirnerschütterung beim Sport zugezogen hatten, hauptsächlich beim Fußball (30%), American Football (11%), Lacrosse (8%) und Basketball (8%).
Mehr als ein Drittel der Betroffenen (39%) waren schon am Tag der Verletzung wieder sportlich aktiv.
Das Follow-up durch den Arzt erfolgte gleichermaßen bei den durch Sport verursachten und den nicht durch Sport verursachten Gehirnerschütterungen (58% nach 2 Wochen, 64% nach 4 Wochen).
Eine Gehirnerschütterung im Rahmen eines Sportunfalls wurde häufiger durch den Trainer nachbeobachtet (2 Wochen nach Entlassung: 25% versus 10%, p = 0,06; 4 Wochen nach Entlassung: 29% versus 8%, p < 0,01).
Von den Kindern, die nach 2 Wochen wieder Sport trieben oder normale Aktivität zeigten (44%), waren mehr als ein Drittel (35%) symptomatisch und die meisten (58%) nicht medizinisch ausbehandelt.
Von den nach 4 Wochen wieder normal aktiven Patienten (64%) waren weniger als ein Viertel (23%) symptomatisch und die Mehrzahl (54%) medizinisch ausbehandelt.
FAZIT: Bei Kindern mit Gehirnerschütterung werden nach Entlassung aus der Notaufnahme die Anweisungen meistens befolgt. Allerdings treibt auch eine wesentliche Zahl der Kinder trotz Symptomatik und ohne medizinische Ausbehandlung bereits am Tag der Verletzung wieder Sport.
Anmerkung: Die Eltern sollten möglicherweise dringlicher als bisher auf die mögliche Folgen der nicht-Einhaltung der ärztlichen Anweisungen informiert werden.