Frei#  Eine retrospektive Kohortenstudie in der Fachzeitschrift "Cancer" untersuchte, wie die Lebensqualität am Ende des Lebens, bei Patienten mit hämatologischen Neoplasien zu beurteilen ist. Die eingeschlossenen Patienten wurden mit Patienten verglichen, die solide Tumoren hatten.

Für die Studie wurden alle erwachsenen Patienten eingeschlossen, die zwischen dem 1. September 2009 und dem 28. Februar 2010 an fortgeschrittenem Krebs gestorben waren. Die Autoren werteten Daten, über die demographischen Merkmale und die Anzeichen für Behandlungen, am Lebensende aus (Vorstellungen in der Notaufnahme, stationäre Aufnahme, Einweisung auf eine Intensivstation und systemische Krebstherapie innerhalb der letzten 30 Tage des Lebens).

Insgesamt sind 816 Patienten verstorben. Davon hatten 113 (14%) Patienten hämatologische Neoplasien. Im Vergleich zu den Patienten mit soliden Tumoren, wurden Patienten mit einer hämatologischen Neoplasie in den letzten 30 Tagen des Lebens:

• häufiger in der Notaufnahme vorstellig (54% vs 43%, p=0,03),

• häufiger stationär aufgenommen (81% vs 47%, P<0,001),

• mehr als zwei Mal stationär aufgenommen (23% bs 10%, p<0,001) ,

• länger als 14 Tage im Krankenhaus behandelt (38% vs 8%, p<0,001) und

• häufiger auf der Intensivstation behandelt (29% vs 8%; p<0,001).,

Die Patienten mit einer hämatologischen Neoplasie:

• starben häufiger (33% vs 4%; p<0,001) und

• erhielten häufiger noch eine Chemotherapie (43% vs 14%; p<0,001) und eine zielgerichtete Therapie (z.B. mit Antikörpern, 34% vs 11%, p<0,001).

Die Patienten, die eine hämatologische Neoplasie hatten, wurden seltener auf eine Palliativstation aufgenommen (8% vs 17%, p=0,02). Der Wert für die Aggressivität der Behandlung (0 zeigt die aggressivste Behandlung an, 6 zeigt die palliativste Behandlung an) war signifikant höher bei den Patienten mit hämatologischen Malignomen verglichen mit den Patienten mit einem soliden Tumor (Median 2 vs 0, P<0,001). Multivariate Analysen zeigten, dass Patienten mit hämatologischen Neoplasien häufiger eine aggressivere Behandlung am Ende des Lebens erhalten haben (Odds Ratio 6,6, p<0,001).

FAZIT: Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten mit einer hämatologischen Neoplasie eine intensivere und verstärkte Behandlung kurz vor ihrem Tod erhalten.

Anmerkung: Anscheinend erhalten die Patienten mit hämatologischen Malignomen, im Vergleich zu Patienten mit soliden Tumoren häufiger eine aggressive "Übertherapie". Die Ärzte sollten bei diesen Patienten immer wieder die Verhältnismäßigkeit der geplanten Therapien überprüfen.

Hintergrundinformation: Am Lebensende werden zwei verschiedene Behandlungsformen unterschieden: Die "aggressive Behandlung", bei der alles erdenklich mögliche für den Patienten gegeben wird (Chemotherapie, Operation, Stenteinlage,...). Ziel dieser Therapie ist die Verlängerung des Lebens. Die andere Form ist die "palliative Behandlung", bei der von einer Sterbebegleitung gesprochen werden kann. Der Patient erhält keine lebensverlängernden Maßnahmen und soll in den letzten Tagen/Monaten keine Schmerzen und kein Leid erfahren.

1-Hui D et al. Quality of end-of-life care in patients with hematologic malignancies: A retrospective cohort study. Cancer 2014 May 15; 120:1572

 

 

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