Frei# Der präoperative Einsatz von ß-Blockern im Rahmen einer Bypass-OP war in vorrangegangenen Studien mit einer Reduktion der perioperativen Mortalität assoziiert. Dies führte dazu, dass diese Prozedere zum nationalen Qualitätsstandart erhoben wurde. Forscher untersuchten nun in einer weiteren Studie den Effekt der Gabe von Beta-Blockern innerhalb von 24h vor der Operation auf die perioperative Mortalität.
In einer retrospektiven Analyse der Society of Thoracic Surgeons National Adult Cardiac Database wurden 1107 Krankenhäuser in den Vereinigten Staaten eingeschlossen, an denen im Zeitraum von 1. Januar 2008 bis 31. Dezember herzchirurgische Operationen durchgeführt wurden. Es wurden Daten von 506110 Patienten analysiert. Die Patienten waren mindestens 18 Jahre alt, hatten sich einer elektiven Koronararterien-Bypass Operation unterzogen und hatten mindestens 21 Tage zuvor keinen Myokardinfarkt gehabt oder vergleichbare Symptome gezeigt. Die Wissenschaftler führten eine logistische Regressionsanalyse und ein prospensity-matching (Anmerkung: statistische Methode zur verzerrungsfreien Abschätzung des Effekts einer Behandlungsvariable auf die Ergebnisvariable) mit Greedy-Algorithmus durch (Anmerkung: zu deutsch „gieriger Algorithmus", von einem definierten Startzustand wird hier schrittweise ein neuer Zustand erreicht mit dem Ziel einen möglichst großen Gewinn zu erzielen).
Es wurde der Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Beta-Blockern und dem Outcome der Patienten untersucht. Das Outcome der Patienten wurde anhand folgender Parameter bestimmt: Inzidenz der perioperativen Mortalität, Apoplex, verlängerte Beatmungsdauer, Revision, Nierenversagen, schwere sternale Wundinfektion und Vorhofflimmern.
Von den 506110 Patienten, die sich einer Bypass-OP unterzogen hatten und die Kriterien für die Teilnahme an der Studie erfüllten erhielten 86,24% präoperativ Beta-Blocker innerhalb von 24h vor dem Eingriff. In der prospensity-matched Analyse mit 138542 Patienten fanden die Forscher keine signifikante Differenz zwischen Patienten, welche Beta-Blocker erhalten hatten und denen ohne präoperative Medikation im Bezug auf die perioperative Mortalität (1,12% vs. 1,17%, odds ratio 0,96; p=0,38), Apoplex (0,97% vs 0,98%; OR 0,99; p=0,81) verlängerter Beatmungsdauer (7,01% vs. 6,86%; OR1,02: p=0,26), Revision (3,60% vs. 3,69%; OR 0,97;p=0,35), Nierenversagen (2,33% vs. 2,24%; OR 1,04; p=0,30) und Wundinfektion (0,29% vs. 0,34%; OR 0,86; p=0,12). Jedoch wiesen Patienten mit einer präoperativen Gabe von Beta-Blockern häufiger ein neu manifestiertes Vorhofflimmern auf (21,50% vs. 20,10%; OR 1,09; p<0,001). Die Ergebnisse der logistischen Regression ergaben im Allgemeinen vergleichbare Werte.
Fazit: Der präoperative Einsatz von Beta-Blockern bei Patienten mit elektiver Koronararterien-Bypass Operation ohne vorrangegangenen Myokardinfarkt war nicht mit einem verbesserten perioperativen Outcome assoziiert.
Anmerkungen: Die Ergebnisse, vor allem die Zunahme von Vorhofflimmern unter Beta-Blocker ist überraschend, sie werfen Fragen in Bezug auf die jetzige Praxis auf.