Die Autoren einer aktuellen Meta-Analyse (1) untersuchten den Effekt von Neuraminidase-Hemmern auf die Mortalität bei Patienten, die auf Grund einer (A H1N1 pdm09) Influenza-Virusinfektion („Schweinegrippe") in das Krankenhaus eingewiesen wurden. Dabei wurde über 90% der Fälle Oseltamivir (Tamiflu®) eingesetzt.
Es wurden weltweit Patientendaten aus allen Altersklassen zusammengestellt, die auf Grund einer laborchemisch bestätigten oder klinisch diagnostizierten pandemischen Influenza-Virus Infektion stationär aufgenommen wurden. Es wurde nach möglichen Datenquellen von früheren systematischen Übersichtsarbeiten gesucht, die eine ähnliche Fragestellung hatten. Geeignete Studien wurden zwischen dem 1. März 2009 (Mexiko) oder dem 1. April 2009 (restliche Welt) bis zur WHO-Deklaration über das Ende der Pandemie (10. August 2010) durchgeführt. Es wurden allerdings weiterhin Daten bis zum 14. März 2011 von fortlaufenden Studien erhalten.
Es wurde eine Meta-Analyse von individuellen Teilnehmerdaten durchgeführt, um die Assoziation zwischen der Behandlung mit Neuraminidase-Hemmern und der Mortalität (primärer Endpunkt) nach Anpassung auf Störfaktoren zu untersuchen. Es wurde ein allgemeines lineares gemischtes Modell verwendet.
Es wurden Daten von 29 234 Patienten von 78 Studien mit Patienten, die zwischen dem 2. Januar 2009 und dem 14. März 2011 in ein Krankenhaus stationär aufgenommen worden sind, untersucht.
Verglichen mit keiner Behandlung, war die Behandlung mit einem Neuraminidase-Hemmer (unabhängig von der Zeit) mit einer Reduktion der Mortalität assoziiert (angepasstes Odds-Ratio [OR] 0,81; p=0,0024). Verglichen mit einer späteren Behandlung war die frühere Behandlung (innerhalb von zwei Tagen nach Symptombeginn) mit einer reduzierten Mortalität assoziiert (angepasstes OR 0,48; p<0,0001). Die frühe Behandlung versus keiner Behandlung war ebenso mit einer reduzierten Mortalität assoziiert (angepasstes OR 0,50; p<0,0001). Diese Assoziationen mit einer reduzierten Mortalität waren bei Kindern weniger stark ausgeprägt und nicht signifikant. Die Mortalität stieg mit jedem Tag der verspäteten Medikamentengabe an (später als zwei Tage nach Symptomenbeginn) (angepasstes Hazard Ratio [HR 1,23]; p<0,0001 für das ansteigende HR mit jedem Tag Verspätung).
FAZIT: Bei einer Infektion mit Verdacht auf oder gesicherter „Schweinegrippe" sollten die Patienten, die stationär aufgenommen werden, frühzeitig mit Neuraminidase-Hemmern behandelt werden. Sie sollten nach Möglichkeit früh innerhalb innerhalb von 48 Stunden nach Symptombeginn eingesetzt werden.