Frei# Viele Patienten wundern sich, wenn Sie nach einer Knie-TEP-Operation weiterhin Schmerzen und Funktions-Enschränkenungen haben. Eine aktuelle Studie informiert über Patienten-berichteten Outcome bei totaler Endoprothese des Knies, und den Einfluss präoperativer Komorbiditäten.
Die Ergebnisse der aktuellen Studie (1) zeigen, dass manche Unterschiede bei dem Patienten-berichteten Outcome nach Knie-TEP auf die gleichzeitig existierenden Schmerzen an den Hüftgelenken, im Lendenwirbelbereich und kontralateralen Kniegelenk zurückgeführt werden können. Wenn Ärzte mit ihren Patienten über eine Knie-TEP diskutieren, sollten sie vor einer Operation gründlich überprüfen, ob klinisch bedeutsame Arthrosen an den anderen Gewichttragenden Gelenken bereits vorhanden ist. Und wenn ja, sie sollten die Patienten darüber aufklären, dass die schmerzlindernde, funktionsbessernde Wirkung der Knie-TEP-OP dann eher begrenzt sein wird. Wenn Hüft- und Kniegelenk von der Arthrose beide betroffen sein sollten, sollte ein Hüftgelenkersatz vor einem Kniegelenkersatz erfolgen.
Obwohl die Mehrzahl der Patienten mit totaler Endoprothese des Knies (Knie-TEP) von einem deutlichen Funktionsgewinn berichten, variiert das Ausmaß dessen beträchtlich. Im Rahmen der Studie sollte untersucht werden, wie präoperative Schmerzen aufgrund eines muskuloskeletalen Status den postoperativen Outcome beeinflussen. Hierzu wurde der bilaterale Schmerz an Knie und Hüfte sowie am unteren Rücken vor primärer Knie-TEP bestimmt und die Assoziation zur Funktion sechs Monate nach Knieoperation berechnet.
Eine prospektive Kohorte von 180 Patienten mit primärer unilateraler Knie-TEP wurde präoperativ zum gelenkspezifischen Schmerz in rechtem und linkem Hüft- und Kniegelenk (Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index [WOMAC] pain) sowie unterem Rücken (Oswestry Disability Index) befragt. Vor Operation und sechs Monate danach füllten die Teilnehmer zusätzlich einen Fragebogen (Short Form-36; SF-36) mit Gesamtscore zum körperlichen und mentalen Status aus.
Von 180 Patienten waren 110 (61%) Frauen, das durchschnittliche Alter betrug 65,1 Jahre, der durchschnittliche Body Mass Index (BMI) lag bei 32,5 kg/m2, der durchschnittliche Gesamtscore des körperlichen Status (SF-36 Score) vor Knie-TEP betrug 33,1. Präoperativ berichteten 56,1% der Patienten von keinen oder geringen Schmerzen im nicht-operativ behandelten Knie, Hüfte und unterem Rücken. Außerdem hatten 22,2% der Patienten moderate bis schwere Schmerzen an einer Lokalisation, 12,8% an zwei und 8,9% an drei oder vier Stellen. Im Vergleich zu Männern hatten Frauen häufiger moderate bis starke Schmerzen im nicht-operativ behandelten Knie (30% versus 11%; p < 0,004) sowie in der ipsilateralen Hüfte (26% versus 11%; p < 0,02). Patienten, die präoperativ an mehreren Lokalisationen moderate bis starke Schmerzen hatten, zeigten nach sechs Monaten einen niedrigeren mittleren Gesamtscore des körperlichen Status. Nach Abgleich auf Alter, Geschlecht, BMI und Gesamtscore für mentalen Status im SF-36-Fragebogen waren moderate bis schwere präoperative Schmerzen im contralateralen Knie (p = 0,013), in der ipsilateralen Hüfte (p = 0,014), in der contralateralen Hüfte (p = 0,026) und im unterem Rücken (p < 0,001) signifikant assoziiert mit einer schlechteren Funktion sechs Monate nach Knie-TEP.
FAZIT: Sechs Monaten nach totaler Endoprothese des Knies war der präoperative muskuloskeletale Schmerz im unteren Rücken und in nicht-operativ behandelten Gelenken der unteren Extremitäten assoziiert mit einer schlechteren Funktion. Der Grad der Funktionsverbesserung aufgrund der Endoprothese variierte mit muskuloskeletalen Schmerzen an anderen gewichtstragenden Körperstellen.
Evidenzlevel: Prognostischer Level II. Siehe Instruktionen für Autoren hinsichtlich der vollständigen Beschreibung des Evidenzlevels.