Studie in "JAMA Neurology" (1): Früher klinischer und radiologischer Verlauf, Management und Outcome bei intrazerebraler Blutung unter Neuen oralen Antikoagulantien.

Die intrazerebrale Blutung (ICB) ist eine der schwerwiegendsten unerwünschten Nebenwirkungen bei Einnahme oraler Antikoagulantien. Allerdings stehen nur wenige Daten zur ICB unter Nicht-Vitamin-K-antagonistischen Oralen Antikoagulantien (NOAK; Dabigatran und Co; 2) zur Verfügung.

Die vorliegende prospektive Investigator-initiierte, multizentrische Beobachtungsstudie untersucht den frühen klinischen und radiologischen Verlauf, das akute Management sowie den Outcome der ICH unter NOAK. Alle Entscheidungen hinsichtlich Diagnostik und Behandlung wurden den behandelnden Ärzten überlassen, einschließlich der Gabe von Hämostatika wie Prothrombin-Komplex-Konzentraten (PPSB). Die Durchführung erfolgte in 38 Stroke-Units in Deutschland im Zeitraum 1. Februar 2012 bis 31. Dezember 2014. Dabei wurden 61 konsekutive Patienten mit nicht-traumatischer NOAK-assoziierter ICB eingeschlossen; von diesen standen 45 (74%) Patienten für die Hämatomexpansionsanalyse zur Verfügung.

Die Studie betrachtet Hämatomexpansion, intraventrikuläre Blutungen und Umkehr der Antikoagulation während der Akutphase. Bestimmt wurden folgende Parameter: funktioneller Outcome nach 3 Monaten; mit einem schlechten Outcome assoziierte Faktoren (modifizierter Rankin Score 3-6); jegliche neu aufgetretene Ventrikelvergrößerungen oder Anstieg des modifizierten Graeb Score um mindestens 2 Punkte; Häufigkeit substantieller Hämatomexpansion (definiert als relativer [?33%] oder absoluter [?6-ml] Volumenanstieg).

41% (25 von 61) der Patienten mit NOAK waren weiblich; das Durchschnittsalter der Patienten (SD) betrug 76,1 (11,6) Jahre. Bei Aufnahme lag der NIH Stroke Scale Score im Median bei 10 (Interquartilenbereich 4-18), das Hämatomvolumen maß durchschnittlich (SD) 23,7 (31,3) ml. Bei 38% (17 von 45) der Patienten mit sequentiellem Imaging fand sich eine Expansion des Hämatoms. Bei 18% (8 von 45) der Patienten wurden neu aufgetretene oder verstärkte intraventrikuläre Blutungen festgestellt.

Die Gesamtmortalität lag nach 3 Monaten bei 28% (17 von 60 Patienten; bei einem Patienten fehlten die Follow-up-Daten); 65% (28 von 43) der Überlebenden zeigten einen schlechten Outcome (modifizierter Rankin Scale Score 3-6). Insgesamt erhielten 57% (36 von 61) der Patienten Prothrombin-Komplex-Konzentrate (PPSB), welche die Häufigkeit einer substantiellen Hämatomexpansion nicht statistisch signifikant beeinflussten (43% [12 von 28] Patienten mit PPSB versus 29% [5 von 17] Patienten ohne PPSB, p?= 0,53). Auch der schlechte Outcome war nicht verändert (modifizierter Rankin Scale Score 3-6) (Odds Ratio 1,20; p?=?0,76).

Fazit: Die intrazerebrale Blutung (ICB) unter Nicht-Vitamin-K-antagonistischen Oralen Antikoagulantien (NOAK) war durch hohe Mortalität, schlechten Outcome und häufige Hämatomexpansion gekennzeichnet. In groß angelegten prospektiven Studien sollte untersucht werden, ob eine frühere Gabe spezifischer Gegenmittel (Antidote) die schlechte Prognose von NOAK-assoziierten intrazerebralen Blutungen verbessern kann.

1-Purrucker JC et al. Early clinical and radiological course, management, and outcome of intracerebral hemorrhage related to new oral anticoagulants. JAMA Neurology, Dec 14, 2015 

2-neue orale Antikoagulanzien (NOAK) 

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