Bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) und einer intrakraniellen Blutung (IKB) in der Vorgeschichte ist noch immer unklar, welche Auswirkungen die Nutzung oraler Antikoagulanzien (wie z.B. Marcumar oder NOAK) auf das Risiko einer erneuten IKB hat, verglichen mit der Minderung des Schlaganfallrisikos. Die Autoren einer aktuellen Studie untersuchten das Risiko und die Vorteile der Behandlung mit Warfarin (in Deutschland oft Marcumar) oder Thrombozytenfunktionshemmern (wie ASS, Clodigoprel & Co) im Vergleich zu keiner Antikoagulation oder antithrombotischen Behandlung bei Patienten mit VHF und Vorgeschichte einer IKB.

Die Autoren basierten sich auf Daten der nationalen Krankenversicherungsdatenbank aus Taiwan. Unter 307,640 VHF-Patienten mit CHA2DS2-VASc Punktzahl ?2 hatten 12,916 Patienten die Diagnose einer IKB in der Vorgeschichte. Diese Patienten wurden in 3 Behandlungsgruppen aufgeteilt: keine Behandlung, Behandlung mit Thrombozytenfunktionshemmern oder Behandlung mit Warfarin.

Unter den Patienten mit vorheriger IKB, die keine Behandlung erhielten, lag die Rate einer erneuten IKB oder eines ischämischen Schlaganfalls bei jeweils 4,2 und 5,8 pro 100 Patientenjahre. Bei den mit Warfarin behandelten Patienten lagen diese Raten bei jeweils 5,9 und 3,4% und bei den Patienten die einen Thrombozytenfunktionshemmer erhielten bei 5,3 und 5,2%.

Bei Patienten mit CHA2DS2-VASc Punktzahl ?6 und Warfarinbehandlung war die Anzahl der notwendigen Behandlungen (en. Number needed to treat, NNT) um einen ischämischen Schlaganfall vorzubeugen niedriger als die Anzahl der notwendigen Behandlungen um eine IKB zu verursachen (en. Number needed to harm, NNH) (37 versus 56 Behandlungen). Bei Patienten mit einem CHA2DS2-VASc Score <6 war die NNT höher als die NNH (63 versus 53)

Fazit: Bei Patienten mit Vorhofflimmern und einer intrakraniellen Blutung in der Vorgeschichte kann die Antikoagulation mit Warfarin zur Schlaganfallprävention sinnvoll sein, wenn der CHA2DS2-VASc Score mindestens 6 Punkte beträgt. Ob die Nutzung von nicht Vitamin K Abhängigen oralen Antikoagulanzien (NOACs) die Schwelle der Behandlungsindikation senken kann, bedarf weitere Untersuchungen.

Medknowledge-Anmerkung: Anscheinend ist in dieser Gruppe eine Antikoagulation erst bei Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko vertretbar. Antithrombotische Therapie dagegen scheint hier kein günstiges Nutzen/Schaden-Verhältnis zu haben.

Chao T-F et al. Use of oral anticoagulants for stroke prevention in patients with atrial fibrillation who have a history of intracranial hemorrhage. Circulation 2016 Apr 19; 133:1540

 

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