Viele internationale Leitlinien für die Therapie der infektiösen Endokarditis (IE) empfehlen intravenöse Gabe der Antibiotika. Obwohl einzelne Studien die Wirksamkeit der oralen Antibiotika-Verabreichung bei Endokarditis untersucht haben, fehlen bisher klare Empfehlungen über die Umstellung der intravenösen Antibiotika auf orale Gabe. Eine Studie aus Frankreich ging dieser Frage nach.
Die Autoren werteten die Daten einer Kohorte von 426 Patienten mit IE über einen Zeitraum von 13 Jahren (2000-2012), darunter 369 Fälle mit definitiv diagnostizierter IE nach den Duke-Kriterien.
Das mittlere Alter der Patienten bei der Diagnose betrug 64,5 Jahre.
106 Patienten (25%) hatten nosokomiale IE. Streptokokken (n = 99, 23%) und Staphylococcus aureus (n = 81, 19%) waren die häufigsten Erreger.
92 (22%) starben während der Beobachtungszeit.
Nach der initialen iv-Antibiotikatherapie wurde bei 214 Patienten (50%) nach 21 Tagen auf die orale Gabe gewechselt.
Die Patienten in der "orale-Gabe"-Gruppe waren weniger schwer krank, hatten weniger Komorbiditäten und S. aureus-Infektionen.
Orale Antibiotika waren: Amoxicillin-Monotherapie in 109 Fällen oder einer Kombinationstherapie von Clindamycin, Fluorchinolone, Rifampicin und / oder Amoxicillin in 46 Fällen.
Der Wechsel auf die orale Antibiotika-Therapie war nicht mit einem erhöhten Risiko für Mortalität assoziiert.
In der Beobachtungszeit wurden nur 2 Rezidive und 4 Reinfektionen in der oralen Therapiegruppe beobachtet, während in der iv-Therapiegruppe 9 Rezidive und 8 Reinfektionen auftraten.
Fazit: Der Wechsel zur oralen Antibiotika nach einer initialen intravenösen Therapie von 3 Wochen erhöhte bei Endokarditis-Patienten das Risiko für einen Rezidiv oder eine Reinfektion NICHT.
Medknowledge-Anmerkung: Die Ergebnisse dieser retrospektiven Studie müssten zunächst in prospektiven Studien bestätigt werden, bevor diese Vorgehensweise übernommen und von Leitlinien ggf. abgewichen werden kann, da Endokarditis eine potentiell letale Krankheit ist.