Studie: Bluttransfusion vor invasiven Eingriffen bei Leberzirrhose-Zirrhose-Patienten mit schwerer Gerinnungsstörung - Thrombelastografie als Orientierung? Eine randomisierte kontrollierte Studie.

Bei Zirrhosepatienten mit schwerer Gerinnungsstörung (durch herkömmliche Gerinnungstests erfasst), sind Blutungen bei invasiven Eingriffen eine gefürchtete Komplikation. Dies dient oft als Begründung der Transfusion von gefrorenem Frischplasma (FFP) und/oder Thrombozyten (PLT) vor dem Eingriff.

Im Vergleich zu den herkömmlichen Gerinnungstests (INR und Thrombozytenzählung), bietet die Thrombelastografie (TEG) eine umfassende Gerinnungsdiagnostik,

(Medknowledge Anmerkung: Die Thrombelastografie ist eine sehr ausführliche Methode der Hämostasebeurteilung, da sie den gesamten Ablauf des Gerinnungsprozesses erfasst, einschließlich der Fibrinolyse). Bei Zirrhosepatienten mit einer schweren Gerinnungsstörung (als INR>1,8 oder Thrombozyten<50x10(9)/L definiert) kann die TEG unnötige Bluttransfusionen vor invasiven Eingriffen vermeiden.)

Die Autoren einer aktuellen Studie (1) befassten sich mit diesem Thema. Die sechzig einbezogenen Patienten wurden in einem eins-zu-eins Verhältnis

randomisiert: entweder zur Thrombelastografie orientierten Transfusionsstrategie (TEG-Gruppe) oder zur Standardvorgehensweise (Standardgruppe). In der TEG-Gruppe erhielten die Patienten eine GFP wenn die Reaktionszeit (r) über 40min lag und/oder eine PLT wenn die maximale Amplitude (MA) unter 30mm lag (Medknowledge Anmerkung: Die Reaktionszeit entspricht der Latenzzeit bis zum Eintritt der Gerinnselbildung; die maximale Amplitude gibt Informationen zur Gerinnselfestigkeit). Alle Patienten der Standardgruppe erhielten gemäß Klinikleitlinien FFP und/oder Thrombozyten-Transfusionen.

Als Endpunkte definierten die Autoren die Gabe einer Bluttransfusion oder das Auftreten von Blutungskomplikationen. Die Ausgangseigenschaften beider Gruppen waren vergleichbar. Per Protokoll erhielten alle Patienten der Standardgruppe Bluttransfusionen, im Gegensatz zu nur 5 Patienten der TEG-Gruppe (100% versus 16,7%). Sechzehn Patienten der Standardgruppe (53,3%) erhielten eine FFP, 10 Patienten (33,3%) eine PLT und 4 Patienten (13,3%) sowohl eine Thrombozyten als auch eine FFP. In der TEG-Gruppe erhielt kein Patient eine isolierte FFP, 2 Patienten erhielten eine Thrombozyten (6,7%) und 3 Patienten erhielten sowohl eine FFP als auch eine Thrombozyten (statistisch nicht signifikativ). Eine Blutung nach dem Eingriff trat bei nur einem Patienten auf (in der Standardgruppe), nach einer großvolumigen Parazentese.

Fazit: Bei Zirrhosepatienten mit schwerer Gerinnungsstörung kann eine Thrombelastografie orientierte Transfusionsstrategie vor invasiven Eingriffen die Nutzung von Bluttransfusionen deutlich verringern (im Vergleich zur herkömmlichen Orientierung an INR-Wert und Thrombozytenzählung), ohne das vermehrt Blutungskomplikationen auftreten).

Bemerkenswerterweise waren Blutungen nach den Eingriffen sogar bei Patienten mit schwerer Gerinnungsstörung sehr selten. Die Autoren schließen daraus, dass die thrombelastografischen Schwellenwerte neu bewertet werden sollten.

1-De Pietri et al. Thrombelastography-guided blood product use before invasive procedures in cirrhosis with severe coagulopathy: A randomized, controlled trial. Hepatology. 2016 Feb;63(2):566-73

2-Thrombelastographie

 

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