Ambulant erworbene Pneumonie ist eine sehr häufige Krankheit. Insbesondere ältere Menschen können trotz Therapie sich verschlechtern und akute respiratorische Insuffienz entwickeln. Eine aktuelle Übersichtstudie in „Annals of Internal Medicine" überprüfte, ob systemische Kortison-Gaben die Entzündungsreaktion mildert, und somit den Outcome und Mortalität bessert (1).
Die Autoren analysierten die Resultate von 12 randomisierten Studien mit 1974 hospitalisierten Patienten, die bis Mai 2015 zu diesem Thema in großen Medizindatenbanken wie Medline oder Cochrane-Library erschienen sind. Die Resultate zeigten:
Das mittlere Alter der Patienten war 60 Jahre.
Adjunktive Gabe der Kortikosteroide führte zu einer Reduktion der Gesamt-Mortalität (RR 0.67), der Notwendigkeit der Beatmung (RR 0.45), und der Prävalenz des akuten respiratorischen Stress-Symptoms (ARDS; RR 0.24).
Des Weiteren verringerte die Zusatztherapie mit systemischem Kortison die Zeit bis zur klinischen Stabilität um 1.22 Tage und die Krankenhausverweildauer um 1 Tag.
Zusatz-Kortisontherapie war mit einer erhöhten Rate der therapiebedürften Hyperglykämien (RR 1.49), nicht jedoch der gastrointestinalen Blutungen assoziiert.
Fazit: Systemische Gabe von Glukokortikoiden bei hospitalisierten älteren Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie führte zu einer Reduktion der Mortalität um 3%, der Notwendigkeit der Beatmung um 5%, und der Krankenhaus-Verweildauer um 1 Tag.
In der Regel werden bis eine Woche geringe bis mittlere Prednisolon-Dosen (20 bis 50mg täglich) als Zusatztherapie zu Antibiotika verabreicht. Anscheinend ist die Kortison-Zusatztherapie vor allem bei älteren Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie, die aufgrund der Schwere der Krankheit stationär aufgenommen werden müssen, effektiv.
Nachtrag: Auch eine aktuelle Übersicht mit Meta-Analyse in “Chest” zeigt im Oktober 2015, dass eine Kurzzeit-Therapie mit Kortikosteroiden bei Patienten mit ambulant-erworbener Pneumonie sicher sei, und würde das Risiko des ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome), und die Krankheitsdauer reduzieren (2).